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Zirkulierende freie DNA (cf-DNA) – ein potentieller neuer Parameter zur Prognoseabschätzung bei Verbrennungspatienten
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: 2004 wurde ein neuer Abwehrmechanismus beschrieben, bei dem neutrophile Granulozyten ihre DNA in Form von Netzen auswerfen, um Bakterien zu immobilisieren. Diese Netze werden „Neutrophil Extracellular Traps“ (NETs) genannt und enthalten auch wesentliche Effektormoleküle der Granulozyten, wie z.B. Proteasen und Histone. Die Remnants dieser NETs können als zirkulierende freie DNA oder auch „zellfreie“ DNA (cf-DNA) nachgewiesen werden. Kürzlich wurde beschrieben, dass die cf-DNA-Konzentration in Patienten mit Polytrauma mit dem Auftreten von Sepsis, Multi-Organ-Versagen und Letalität korreliert. Im Rahmen dieser Studie wurde untersucht, ob die cf-DNA auch bei Verbrennungspatienten einen prognostischen Wert hat.
Methodik: Retrospektive Messung der cf-DNA-Konzentration in Plasmaproben von Verbrennungspatienten am Tag der Aufnahme (Tag 0) sowie den Tagen 1, 3, 5 und 7 mit einem einfachen und schnell durchführbaren Fluoreszenzassay. Untersuchung der Korrelation der gemessenen Werte mit Früh- und Spätletalität, Verbrennungsschwere sowie Vergleich mit anderen diagnostischen Parametern (CRP, Interleukin 6). Statistische Auswertung mit Kruskal-Wallis und Wilcoxon-Test (zwei-seitig) bei p0,05.
Ergebnisse: Plasmaproben von 47 Verbrennungspatienten mit einem mittleren ABSI-Score von 8,6 (Range: 4-14) wurden evaluiert. 13 Patienten verstarben auf ITS, davon 5 innerhalb von 7 Tagen, 8 bis zum 30. und 11 bis zum 60. Tag.
Verstorbene Patienten hatten insbesondere in den ersten Tagen signifikant höhere cf-DNA-Spiegel. Die höchsten cf-DNA-Werte innerhalb der ersten 24h, der ersten drei Tage sowie innerhalb der gesamten beobachteten 7 Tage war bei den innerhalb von 30 Tagen verstorbenen Patienten jeweils signifikant höher als den 30 Tage-Überlebenden. Selbst beim Vergleich der 60-Tage-Verstorbenen/Überlebenden blieb der signifikante Unterschied für die höchsten cf-DNA-Werte innerhalb von 24h und 3 Tagen bestehen.
Während der höchste IL-6-Wert innerhalb von 24h keinerlei Unterschiede zwischen Verstorbenen und Überleben lieferte, traten ab dem dritten Tag signifikant höhere IL-6 Werte bei den innerhalb von 30 und 60 Tagen verstorbenen Patienten auf, allerdings mit deutlich stärkerer Streuung der Einzelwerte. CRP zeigte zu keinem Zeitpunkt einen signifikanten Unterschied.
Schlussfolgerungen: Obwohl die Studie mit 47 Verbrennungspatienten relativ klein ist, zeigte sich, dass die Messung der cf-DNA bereits sehr früh (innerhalb der ersten 24h nach Krankenhauseinweisung) signifikant höher bei den innerhalb von 60 Tagen verstorbenen Patienten war. Interleukin 6 hatte erst beginnend ab dem dritten Tag eine diskriminierende Aussagekraft und CRP zeigte gar keine Unterschiede. Cf-DNA sollte deshalb in einer größeren prospektiven Untersuchung evaluiert werden.