Artikel
Einfluss definierter intraoperativer Belastung des Beines auf die mechanische Beinachse bei der Implantation von Knieendoprothesen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Die korrekte Wiederherstellung der mechanischen Beinachse und eine suffiziente Weichteilbalancierung stellen zentrale Ziele der Knieendoprothetik dar. Wie hoch ist die inter- und intraobserver Reliabilität der Messungen bei der Implantation von Oberflächenprothesen des Kniegelenkes? Welchen Einfluss hat die definierte intraoperative Belastung des Beines gegenüber der konventionellen, unbelasteten Situation auf die mechanische Beinachse?
Material und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Studie wurde bei der Implantation von 30 zementierten Oberflächenprothesen die mechanische Beinachse mittels Navigationsmodul mit und ohne Belastung vor der Prothesenimplantation, nach Einbringen der Probeprothese sowie nach Zementierung der Prothese gemessen. Hierzu wurde das Bein auf dem Operationstisch mit Hilfe eines neuen Belastungsgerätes axial mit dem halben Körpergewicht des Patienten belastet. Die Messungen wurden vor Prothesenimplantation durch den Operateur sowie den Assistenten jeweils 3x wiederholt. Darüber hinaus wurde die mechanische Beinachse mit und ohne Belastung nach Einsetzen der Probeprothese, sowie nach Zementierung der Prothese analysiert. Die Validierung des Belastungsgerätes zur Analyse der Beinachse unter Belastung im Liegen war in einer vorausgegangenen Kadaver-Studie nachgewiesen worden.
Ergebnisse: Ohne Belastung wurde vor Prothesenimplantation eine durchschnittliche mechanische Beinachse von 3,9°±4,9° Varus gemessen. Wurde das Bein intraoperativ mit dem Belastungsgerät mit dem halben Körpergewicht des Patienten belastet, änderte sich der Betrag der Beinachse um 2,8°±2,2° (p0,001). Wiederholte Messungen durch den Operateur bzw. Assistenten wiesen keine signifikanten Unterschiede auf (p=0,458 bzw. p=0,581) und demonstrierten eine hohe intraobserver Reliabilität (Unterschied der Messungen 0,58°±0,24° bzw. 0,59°±0,30°). Darüber hinaus zeigte sich eine hohe interobserver Reliabilität (Unterschied der Messungen 0,67°±0,51°) ohne signifikante Unterschiede zwischen Operateur und Assistenten (p=0,981). Nach Implantation der Probeprothese zeigten sich ohne und mit Belastung keine signifikanten Unterschiede (0,42°±0,77° Varus vs. 0,42°±1,00° Varus; p=0,501). Nach Zementierung wurde eine mechanische Beinachse von 0,48°±0,55° Varus ohne Belastung und 0,52°±0,62° mit Belastung gemessen (p=0,184).
Fazit: Die intraoperative Analyse der mechanischen Beinachse unter definierter axialer Belastung weist eine hohe inter- und intraobserver Reliabilität auf. Im Mittel wurden vor Prothesenimplantation um 2,8° differente Werte gegenüber der konventionellen Messung ohne Belastung gemessen. Intraoperative Analysen der Beinachse mit einem neuen Belastungsgerät erscheinen hilfreich, im Rahmen der Knieendoprothetik zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Operation den Grad der Stabilität des Kniegelenkes und die Beinachse unter Belastung beurteilen zu können.