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Die Pfannenorientierung am Ligamentum transversum acatabuli TAL mit Hilfe der Navigation
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Die Anteversion und Inklination der Pfanne beeinflusst Beweglichkeit und Stabilität einer Hüftendoprothese. Als Orientierung bei der Implantation wird die Ebene des OP-Tisches oder die anteriore Beckenebene APP (Anterior Pelvis Plane) verwendet. Dabei bleibt die individuelle Beckenkippung unberücksichtigt. Bei Adipositas bereitet die Bestimmung der APP Schwierigkeiten. Dies kann zu Fehlpositionierungen führen. Archebold et al. haben gezeigt, dass die Ausrichtung am Ligamentum transversum acetabuli TAL (Transverse Acetabular Ligament) die individuellen anatomischen Verhältnisse besser berücksichtigt.
In einer prospektiven Studie haben wir 120 Hüftprothesenpfannen am Ligamentum transversum TAL (Transverse Acetabular Ligament) ausgerichtet und navigiert implantiert. Das TAL liess sich in 98% darstellen (TAL 1 bis 3 nach Archebold). Die Verwendung der Navigation ist hilfreich, da beim vorderen Zugang das TAL während der Implantation verdeckt wird. Ein schalenförmiges Messgerät wird am TAL ausgerichtet. Die in Beziehung zur anterioren Beckenebene APP gemessenen Winkel der Inklination und Anteversion werden registriert. Beim Fräsvorgang werden zusätzlich Tiefe, respektive Medialisierung der Pfanne kontrolliert. Die Navigation erlaubt die präzise Implantation der Prothesenpfanne gemäss den registrierten Werten für Inklination, Anteversion und Medialisierung.
- 1.
- Die gemessenen Winkel- Werte weisen bezogen auf die APP eine grosse Streubreite auf, was der grossen anatomische Varianz der Pfannenorientierung entspricht.
- 2.
- Die Werte der Anteversion sind deutlich höher als üblich. In weniger als einem Drittel der Fälle finden sich die empfohlenen Werte zwischen 15-20°. Mehr als die Hälfte weisen eine Antetorsion von 20–25° auf. In 4% lag der Anteversionswinkel sogar über 30°.
- 3.
- Werte von unter 10° fanden wir in 5%, vorwiegend bei Adipositas permagna, was mit der unzuverlässigen Bestimmung der anterioren Beckenebene APP durch die Fettschicht erklärt wird.
- 4.
- Die Inklinationswerte lagen in mehr als der Hälfte der Fälle zwischen 40 und 44°. In gut einem Drittel lagen die Inklinationen zwischen 35 und 39°.
- 5.
- Nur in 6% der Fälle betrug der Inklinationswinkel 45°. Der höchste gemessene Inklinationswert betrug 46°.
- 6.
- Prothesendislokationen sind keine aufgetreten. Die funktionellen Resultate nach drei und mehr Monaten zeigen klinisch eine uneingeschränkte Hüft-Beweglichkeit.
Das Ligamentum transversum acetabuli TAL ist eine zuverlässige Landmarke für die Pfannenorientierung. Die anatomischen Verhältnisse werden mit dem TAL besser wider gegeben als mit der anterioren Beckenebene APP. Besonders bei adipösen Patienten ist die Bestimmung der APP unsicher. Die Winkelwerte für die Anteversion zeigen bei der Orientierung am TAL höhere Werte als bei der herkömmlich empfohlenen Orientierung an der APP oder der Ebene des OP-Tisches. Die Navigation ist eine wertvolle Hilfe zur präzisen Implantation der Prothesenpfannen.