Artikel
Die prognostische Bedeutung von Procalcitonin (PCT) und Interleukin-6 (IL-6) für die Entwicklung des „Multi Organ Dysfunktion Syndroms“ (MODS) und Sepsis nach Polytrauma
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Obwohl sich die Behandlungsergebnisse nach Polytrauma durch neue therapeutischen Konzepte (z.B. Damage Control) signifikant verbessert haben, stellen das „Multi Organ Dysfunktion Syndrom“ (MODS) und Sepsis die häufigsten Komplikationen während des klinischen Behandlungsverlaufs der polytraumatisierten Patienten dar. Der posttraumatische Verlauf ist von einer systemischen Entzündungsreaktion gekennzeichnet, die mit einer erhöhten Synthese von Interleukin-6 (IL-6) und Procalcitonin (PCT) einhergeht. Es bleibt allerdings ungeklärt, ob diese Mediatoren adäquate Parameter für den klinischen Zustand und die Prognose des polytraumatisierten Patienten darstellen.
Patienten und Methoden :In dieser prospektiven Kohortenstudie wurden in dem Zeitraum von Dezember 2005 bis zum Dezember 2006 Patienten anhand folgender Einschlusskriterien ausgewählt: ISS >16, Alter 18-60 Jahre, primäre Aufnahme in unserer Klinik, Überleben >48 Stunden nach Trauma. Über einen Zeitraum von 14 Tagen erfolgte die Bestimmung der IL-6 und PCT-Plasmakonzentrationen. Des weiteren wurde die Entwicklung von MODS (Marshall Score) und Sepsis (ACCP/SMMC Kriterien) beurteilt. Die Patienten wurden anhand der Sepsis- und MODS-Entwicklung in Gruppen unterteilt (Gruppe +MODS vs. Gruppe –MODS und Gruppe +Sepsis vs. Gruppe –Sepsis) unterteilt. Statistik: ANOVA, t-Test, c2-Test, Fisher´s exact Test, Spearman rank correlation coefficient, logistische Regression, stat. Signifikanz: p<0,05.
Ergebnisse: 94 Patienten wurden in diese Studie aufgenommen. Die demographischen Daten sowie die Verletzungsschwere bzw. verteilung zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Untergruppen (-MODS vs. +MODS, -Sepsis vs. +Sepsis). Zwischen den Gruppen +MODS (1843,5±435,1pg/ml) und –MODS (348,7±95,1pg/ml) zeigten sich bereits am Aufnahmetag signifikante Unterschiede (p<0,05), wohingegen das PCT erst am Tag 2 nach Trauma die deutlichsten Unterschiede aufwiesen (-PCT: 1,7±0,4 µg/l, +PCT:25,9±5,4µg/l, p<0,05). Für die Entwicklung einer Sepsis hingegen zeigte sich das PCT im Behandlungsverlauf dem IL-6 überlegen mit signifikant höheren Plasmaspiegeln in der Gruppe +Sepsis ab Tag 1 (-PCT: 3,7±0,9 µg/l, +PCT:11,1±2,4µg/l, p<0,05).
Schlussfolgerung: Die Plasmakonzentrationen des IL-6 und des PCT scheinen zur frühen Identifizierung von Hochrisikopatienten für die Entwicklung eines posttraumatischen MODS geeignet. Insbesondere das IL-6 ist bereits bis zu 3 Tage vor der klinischen Diagnose des MODS aussagekräftig. Des weiteren zeigt sich eine Korrelation zwischen früh erhöhten IL-6 Plasmakonzentrationen (Aufnahmetag) und im Verlauf erhöhten PCT-Plasmaspiegeln (Tag 2). Eine mögliche Ursache hierfür könnte, wie experimentell gezeigt, darin liegen, dass die PCT Synthese durch IL-6 induziert wird. Für die Identifizierung einer Sepsis hingegen ist das PCT der prognostisch günstigere Parameter, da signifikant erhöhte Spiegel bereits 3 Tage vor der Sepsis-Diagnose beobachtet werden können.