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Eine neue Methode zur Bestimmung der Retroversion des Glenoids: Die Fulcrum-Achse
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Bei Schulter-TEPs ist die korrekte Retroversion der Glenoid-Komponente entscheidend, da ansonsten Lockerungen und Instabilitäten drohen. Selbst nach sorgfältiger Planung ist die intraoperative Umsetzung der korrekten Glenoid-Retroversion aufgrund fehlender oberflächlicher Landmarken sehr schwierig.
Methodik: Bei 143 humanen Skapula-Leichenpräparaten wurde die Verbindungslinie zwischen der Korakoid-Spitze und dem posterolateralen Winkel des Akromions (Fulcrum-Achse)analysiert. Röntgenaufnahmen aller Skapulae wurden durchzuführen, wobei diese dafür kopfüber befestigt wurden. Der Röntgenstrahl wurde dabei parallel zur Verbindungslinie des caudalen und cranialen Glenoidendes ausgerichtet. In den angefertigten Röntgenaufnahmen wurde von 5 unabhängigen Untersuchern die Fulcrum-Achse und die Linie zwischen dem anterioren und posterioren Glenoidende mittels des digitalen Analyse-Systems Impax (Agfa) bestimmt. Der resultierende Winkel zwischen beiden Linien wurde als Retroversion des Glenoids festgelegt. Die Untersuchung wurde nach einen Zeitintervall von mindestens 12 Wochen wiederholt, um neben interindividuellen Unterschieden auch intraindividuelle Unterschiede zu analysieren.
Ergebnisse: Der durchschnittliche Winkel zwischen Fulcrum-Achse und Glenoid (Retroversion) betrug 1,8° (Standardabweichung 4,5°).
Um die Reproduzierbarkeit der Methode zu überprüfen wurden sowohl die intraindividuellen Unterschiede als auch die interindividuellen Unterschiede statistisch analysiert. Beim statistischen Vergleich der intraindividuellen Unterschiede (1. vs. 2. Untersuchung der jeweiligen Untersucher) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede (in allen Fällen p>0,05 - Anova Post Hoc Test - Bonferroni-Dunn Adjustment).
Beim statistischen Vergleich der interindividuellen Unterschiede (alle Untersuchungen aller Untersucher gegeneinander) zeigte sich in allen Fällen eine statistisch signifikante Releabilität (Spearman Rank Order Correlation Coefficient durchschnittlich 0,673; in allen Fällen p<0,001).
Alle statistischen Analysen zeigten somit eine hohe Reproduzierbarkeit der angewandten Methode.
Schlussfolgerung: Die Fulcrum-Achse ist nahezu parallel zur Glenoidebene. Die Ausgangspunkte der Fulcrum-Achse sind problemlos oberflächlich zu tasten. Somit kann bei Implantation einer Schulter-TEP ein perkutan eingebrachter K-Draht durch Korakoid und posterolateralen Acromionwinkel die Festlegung der Retroversion der glenoidalen Komponente deutlich vereinfachen.
Abbildung 1 [Abb. 1]