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27. Deutscher Krebskongress

Deutsche Krebsgesellschaft e. V.

22. - 26.03.2006, Berlin

Risikoorientierte Hodentumor-Nachsorge zur Erfassung der Spätrezidive

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Roya Nabavi - Praxis für Urologie, Berlin, Deutschland
  • Lothar Weißbach - EuromedClinic, Fürth

27. Deutscher Krebskongress. Berlin, 22.-26.03.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocOP290

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dkk2006/06dkk400.shtml

Veröffentlicht: 20. März 2006

© 2006 Nabavi et al.
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Gliederung

Text

Ziele: Spätrezidive der Keimzelltumoren treten 2 Jahre oder später nach Primärdiagnose auf. Sie werden in 2-6% der Fälle beobachtet. Ihre Prognose ist im Gegensatz zu der Primärerkrankung bzw. den Frührezidiven schlecht; etwa die Hälfte dieser Patienten stirbt tumorabhängig. Die aktuelle Leitlinie empfiehlt eine generelle Nachsorge über 5 Jahre und in Einzelfällen 10 Jahre. Mehr als ein Drittel der Spätrezidive entsteht erst nach dem 5. Jahr – also außerhalb des regulär empfohlenen Nachsorgezeitraumes. Wir wollen Patienten identifizieren, bei denen eine lebenslange Nachsorge erwogen werden müsste.

Material und Methode: In einer monozentrischen Analyse haben wir die Rezidiverkrankungen unter 759 zwischen 1995 und 2002 erfassten Hodentumorpatienten untersucht. Bei 234 Patienten wurden insgesamt 460 Rezidive dokumentiert. 165 Patienten hatten nach Primärbehandlung mindestens ein Frührezidiv (<2 Jahre), 92 ein mittleres Rezidiv (>2 Jahre) und 73 ein Spätrezidiv (>4 Jahre). Mittels eines linearen Regressionsmodels wurde die Signifikanz der initialen Tumorparameter in Bezug auf die Entstehung von Spätrezidiven uni- und multivariat überprüft.

Ergebnisse: Bei 88% der Spätrezidive handelte es sich primär um ein Nichtseminom. 62% hatten primär einen Bulkytumor (p=0,0025). 66% hatten initial einen gleichzeitigen Anstieg von AFP und ß-HCG (p=0,1041). 55% rezidiverten innerhalb der ersten 4 Jahre nach Initialdiagnose (p=0.0006). Patienten mit reinem gonadalen Embryonalzellkarzinom waren prädestiniert für Spätrezidive (p=0.0806). Zum Zeitpunkt des Spätrezidivs war AFP mit 51% der am häufigsten positive Marker. ß-HCG war lediglich in 6% der Fälle angestiegen. Ein Drittel aller Patienten rezidivierte ohne Markeranstieg. Bei den Spätrezidiven betrug dieser Anteil sogar 37%.

Schlussfolgerung: Patienten mit Spätrezidiven von Keimzelltumoren können als besondere Entität definiert werden. Ein Bulkytumor und erhöhtes AFP und ß-HCG initial sowie ein Rezidiv innerhalb der ersten 4 Jahre prädestinieren Betroffene für ein Spätrezidiv und erfordern eine lebenslange Nachsorge. Diese sollte neben der klinischen Untersuchung und der AFP-Bestimmung ein Schnittbildverfahren von Thorax und Abdomen beinhalten, da ein Drittel der Spätrezidive markernegativ ist.