Artikel
Detrusorhyperaktivität (DH) im Rahmen eines benignen Prostatasyndroms (BPS) – gibt es mehrere auslösende Mechanismen und beeinflussen diese den Erfolg der Therapie?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 20. November 2024 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Bei einer länger bestehenden Blasenauslassobstruktion kommt es zu Veränderungen in der Blasenwand, die das Verhalten des Detrusors während der Blasenfüllung beinträchtigen können. Nicht selten entwickelt sich eine Detrusorhyperaktivität (DH), die als prognostisch ungünstiger Faktor für den Erfolg einer TURP gilt. Bei Männern mit Blasenauslassobstruktion führt die schnelle Zystometrie mit Eiswasser (EwZm) häufig zu einer ungehemmten Detrusorkontraktion. Auch während einer Standardzystometrie (StZm) können während der langsamen Instillation einer körperwarmen Lösung oft ungehemmte Kontraktionen des Detrusors ausgelöst werden.
Methode: Bei 111 Patienten mit BPS wurden eine Standardzystometrie (StZm) mit Druckflussmessung und eine Eiswasserzystometrie (EwZm) durchgeführt und das Reflexvolumen und die maximale Detrusordruckamplitude verglichen. In den Druckflussmessungen wurden der Blasenauslassobstruktionsindex (BOOI) und die Kontraktilität mit dem Blasenkontraktilitätsindex (BCI) erfasst und verglichen. In einer Teilpopulation wurde der Verlauf von Harnspeichersymptomen nach einer TURP beobachtet.
Ergebnisse: Bei 23 Patienten (Gruppe A) trat weder in der EwZm noch in der StZm eine DH auf. Bei 51 Patienten (Gruppe B) war eine DH in EwZm und SZM zu beobachten, das Reflexvolumen betrug 106 ml bzw. 266 ml und der maximale Detrusordruck lag bei 69 bzw. 67 cm H2O. Bei 37 Patienten (Gruppe C) hingehen trat während der EwZm keine DH auf, wohl aber in der StZm (Reflexvolumen 282 ml, maximale Detrusordruck 38 cm H2O). Hinsichtlich BOOI und BCI fanden sich in Gr. A 46 und 79, in Gr. B 61 und 91 und in Gr. C 59 und 91. Bei 68 Patienten (A n=14, B n=30, C n=24) konnte der Verlauf der Drangsymptome 12 bis 18 Monate nach TURP beobachtet werden. In Gr. A war bei keinem Patienten eine Therapie erforderlich, in den Gruppen B und C blieben 25 bzw. 8 Patienten weiterhin unter einer anticholinergen Therapie bzw. unter Botulinumtoxin.
Schlussfolgerung: Offenbar liegen einer DH im Rahmen eines BPS verschiedene Mechanismen zu Grunde, das unterschiedliche Verhalten des Detrusors in EwZm und StZm kann diese voneinander abgrenzen. Tritt eine DH im EwZm auf, so ist von einer Reaktivierung des C-Faser-Reflexes auszugehen, der seit dem Erlangen der Blasenkontrolle im Kindesalter normalerweise inaktiv ist. Die Ursachen einer DH in der StZm sind vielschichtiger, auch hier spielt der C-Faser-Reflex eine Rolle, aber es kommen auch eine Teildenervierung des Detursors mit anschliessender Überempfindlichkeit auf Acetylcholin und eine Veränderungen der Detrusorkontraktilität durch gestörte interzelluläre Verbindungen dafür in Betracht. Ob eine DH auch nach einer TURP persistiert, hängt offenbar auch vom auslösenden Mechanismus ab.