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34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

03.11. - 04.11.2023, Leipzig

Robotisch assistierte Netzpexie bei externen Neorektumprolaps nach TaTME

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Vladimir Martinez Hernandez - Klinikum Coburg, Coburg, Deutschland
  • Stefan Bischleb - Klinikum Coburg, Coburg, Deutschland
  • Gabriele Beck - Klinikum Coburg, Coburg, Deutschland

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Leipzig, 03.-04.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc19

doi: 10.3205/23dkg19, urn:nbn:de:0183-23dkg199

Veröffentlicht: 31. Oktober 2023

© 2023 Martinez Hernandez et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Der Prolaps eines Neorektums nach ultratiefer Rektumresektion mit koloanaler Anastomose ist eine seltene Komplikation, welche nur in Fall-Berichten [1], [2] oder kleinen Fallserien [3] in der Literatur zu finden ist. Laut einer Kohorte-Studie ist die Inzidenz nach konventionelle Resektion 2,2 %, nach MIC-Resektion 6,7 % [4]. Die Methode der Wahl zur Behandlung dieses Zustandes ist die transanale Korrektur. Ein transabdominelle Netzpexie ist aufgrund der Verwachsungen und Angst vor Netzkomplikationen nur selten beschrieben.

Methoden und Ergebnisse: Bei dem Patienten, 1960 geborenen, BMI 30, wurde 8/2020 ein supraanales Rektumkarzinom diagnostiziert. cT3N+M0. Nach Empfehlung der Tumorkonferenz wurde eine multimodale neoadjuvante Radiochemotherapie empfohlen. Nach Abschluss der Therapie und Re-Staging wurde am 05.04.2022 eine laparoskopische ultratiefe Rektumresektion mit Kolonpouch – anale Anastomose – transanal unterstützt (TaTME), hier zeigte sich eine Tumorfomel yPT3, pN1b(2/27), L1, V0, Pn0, R0. Postoperativ wurde eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt. Nach Abschluss dieser Therapie stellte sich der Patient in unserer Sprechstunde mit erheblichen Beschwerden aufgrund eines Prolapses des Neorektums vor. Klinisch zeigte sich ein extremer Prolaps von knapp 7 cm mit deutlichem perianalen Ekzem. Es wurde die Indikation zur transanalen Korrektur nach Rehn-Delorme gestellt, diese erfolgte am 05.09.2022. Bei einer klinischen Kontrolle 5 Wochen postoperativ zeigte sich leider ein erneuter Prolaps, dieses Mal fast 8 cm lang. Nach einem langen Gespräch über die therapeutischen Möglichkeiten haben wir doch eine Netzpexie indiziert und zwar robotisch assistiert. Am 02.02.2023 führten wir eine robotisch assistierte ventrale Netz-Neo-Rektopexie. Intraoperativ waren sehr wenige Adhäsionen, die Präparation zwischen Kolonpouch, Samenbläschen und Prostata war überraschenderweise einfach, die Netzfixation erfolgte analog zur Rektopexie, das Netz wurde mit der Omentumplobe abgedeckt um einen Kontakt, bzw. Fistulierung mit den Dünndarm zu vermeiden. Der postoperative Verlauf war komplikationslos, der Patient wurde am 5. postoperativen Tag entlassen. Bei regelmäßigen ambulanten Kontrollen konnte man ein exzellentes klinisches und funktionelles Ergebnis feststellen ohne Hinweis auf weiteren Rezidiv.

Schlussfolgerung: Ein Neorektumprolaps stellt zwar eine seltene Komplikation der ultratiefen Rektumresektion dar, allerdings bedeutet diese für die betroffenen Patienten durch die Schleimsekretion und Stuhlkontinenzstörung eine enorme Verschlechterung der Lebensqualität. Die minimalinvasive Netzpexie scheint eine sichere und gut machbare Möglichkeit bei der Behandlung dieser seltenen Komplikation zu sein. Die Vorteile der robotischen Chirurgie (stabile Kameraführung in engen Räumen, ergonomische Instrumentenbewegungen, erhebliche Bildvergrößerung, einfaches Nähen) bringt in dieser außergewöhnlichen Situation eine deutliche Erleichterung. In der Zukunft wird in unserer Klinik eine transabdominelle Korrektur als Methode der ersten Wahl in Erwägung gezogen.


Literatur

1.
Shapiro J, de Graaf JJJC, Doornebosch PG, Vermaas M, de Graaf EJR. Laparoscopic Rectovaginopexy for Neorectal Prolapse After Transanal Total Mesorectal Excision. Dis Colon Rectum. 2018 Feb;61(2):260.
2.
Balaphas A, Dumont C, Faes S, Scarpa CR, Roche B, Ris F, Buchs NC, Hahnloser D. Colonic conduit prolapse after transanal total mesorectal excision (taTME). Tech Coloproctol. 2018 Jun;22(6):475-477.
3.
Chau A, Frasson M, Debove C, Maggiori L, Panis Y. Colonic prolapse after intersphincteric resection for very low rectal cancer: a report of 12 cases. Tech Coloproctol. 2016 Oct;20(10):701-5.
4.
Guraieb-Trueba M, Helber AR, Marks JH. Full-thickness neorectal prolapse after transanal transabdominal proctosigmoidectomy for low rectal cancer: a cohort study. Colorectal Dis. 2018 Jul;20(7):593-596.