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34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

03.11. - 04.11.2023, Leipzig

Spezialisierte Physiotherapie in der Urologie, Gynäkologie, Geburtshilfe und Proktologie – die psychosomatische Ebene ist Teil der Behandlungsstrategie

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Leipzig, 03.-04.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc14

doi: 10.3205/23dkg14, urn:nbn:de:0183-23dkg147

Veröffentlicht: 31. Oktober 2023

© 2023 Rothe et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Dysfunktionen des Beckenbodens sind korreliert mit psychischen Einschränkungen wie Depressionen oder Ängsten. Demzufolge kann der Blick auf die psychosomatischen Zusammenhänge eine Ressource bei der Behandlung von Problemen wie Inkontinenz darstellen. In der spezialisierten Physiotherapie erfolgt die Behandlung im bio-psycho-sozialen Modell. Der Blick wird zunächst auf Struktur- und Funktionsveränderungen gelenkt und es wird eine Patient:innen-Therapeut:innen-Beziehung aufgebaut. Im Behandlungsprozess werden uro-genitale-anale Funktionen wahrgenommen und verbessert. Die individuellen Ebenen von Verhalten und Erleben spielen dabei eine große Rolle und werden beeinflusst von der psychischen Funktionsfähigkeit der Betroffenen

Methode: Literatur-Analyse mit Suchbegriffen: bio-psycho-social, physiotherapy, pelvic floor dysfunction, incontinence, psychosomatic, patient-centered-physiotherapy,

Ergebnisse: Salutogenese und eine selbstreflexive Grundhaltung sind Grundlagen physiotherapeutischen Arbeitens und schaffen einen Raum für die psychosomatischen Ebenen von Beckenbodenproblemen. Funktionelle Verbesserungen bedürfen oftmals einer Verhaltensmodifikation seitens der Patient:innen und dafür müssen Motivation und Adhärenz sichergestellt und gestärkt werden. Assessments, die einen Behandlungsfortschritt sichtbar machen sind förderlich und eine transparente, realistische und patient:innenzentrierte Zielsetzung wirkt unterstützend. Kommunikationstechniken, wie beispielsweise die personenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers fördern die Entwicklung von Selbstwirksamkeit und stärken individuelle Ressourcen. Durch positiv bestärkende Kommunikation können Betroffene ein Verständnis für Entstehungsmechanismen und Chronifizierung von Problemen entwickeln. Bewegungsverhalten kann angstfrei erweitert werden und Copingmechanismen entwickelt. Je stärker psychische Komponenten auf die Symptomatik zurückzuführen sind, umso wichtiger ist ein multidisziplinärer Behandlungsansatz, wie die Studienlage zu chronischen Beckenschmerzen zeigt.

Schlussfolgerung: Spezialisierte Physiotherapie stellt in der Gynäkologie, Urologie, Proktologie und Geburtshilfe eine effektive Therapiemaßnahme dar und sie erreicht neben funktioneller Verbesserung der Symptomatik auch eine Stärkung der Ressourcen Betroffener und hilft die Tabuisierung der Probleme zu verringern. Die Bedeutung des psychosomatischen Grundverständnisses sollte vermehrt bei medizinischem Fachpersonal bekannt sein, um Betroffenen bestmögliche Hilfe zu ermöglichen. Weitere Studien zu den gezielteren therapeutischen Einflussnahmen auf psychosomatische Zusammenhänge sind notwendig.


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