gms | German Medical Science

34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

03.11. - 04.11.2023, Leipzig

Prospektive Analyse postpartaler Harninkontinenzbeschwerden – weitere Ergebnisse der EPAD-Studie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Constanze Amir-Kabirian - Frauenklinik der Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Janice Jeschke - Frauenklinik der Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Peter Mallmann - Frauenklinik der Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Fabinshy Thangarajah - Frauenklinik der Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Sebastian Ludwig - Frauenklinik der Universität zu Köln, Köln, Deutschland

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Leipzig, 03.-04.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc04

doi: 10.3205/23dkg04, urn:nbn:de:0183-23dkg040

Veröffentlicht: 31. Oktober 2023

© 2023 Amir-Kabirian et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Harninkontinenz betrifft jüngere gleichermaßen wie ältere Frauen. Im ersten Jahr nach einer Entbindung treten bei 45 % der Frauen Urininkontinenzbeschwerden auf [1]. Diese gehen mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität und der täglichen Aktivität einher [2]. Als wesentliche Risikofaktoren gelten Schwangerschaft und vaginale Geburt, nach einer Sectio Caesarea tritt Urininkontinenz signifikant seltener auf [3].

Methode: Um die peripartalen Inkontinenzbeschwerden zu quantifizieren und weitere Risikofaktoren zu erfassen, wurden seit Oktober 2021 volljährige Mütter, die in der Frauenklinik der Uniklinik Köln entbunden wurden, in die EPAD-Studie („early intervention of pelvic floor disorder after delivery“) eingeschlossen. Die Betreuung der Patientinnen wurde bzw. wird für ein Jahr postpartal durchgeführt und erfasst zu vier Zeitpunkten den validierten deutschen Beckenbodenfragebogen. Es werden Blasen-, Darm- und Sexualfunktion sowie Senkungsbeschwerden erfasst und mögliche Einflussfaktoren auf diese Parameter untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 408 Patientinnen rekrutiert werden, bei 100 Patientinnen wurden bereits 3 Follow-ups erhoben und die Studie somit beendet. Weitere Patientinnen werden kontinuierlich bis November 2023 im zweiten und dritten Follow-up befragt, hierzu liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch keine endgültigen Ergebnisse vor.

In unserem Kollektiv wurden 51,7 % vaginal entbunden. Wiederum 87 % dieser Patientinnen erlitten eine Geburtsverletzung. Vor der erfassten Schwangerschaft gaben 80 % der Befragten an, niemals an Dranginkontinenz zu leiden. 72 % der Befragten beschrieben niemals Stressinkontinenzsymptome erlebt zu haben. Während Dranginkontinenzsymptome im Kollektiv 12 Monate post partum nicht signifikant häufiger angegeben wurden, erhöhte sich der Anteil der Patientinnen mit einer Belastungsinkontinenz um 5 %. Vor der erfassten Schwangerschaft berichteten lediglich 5 % über einen häufigen unwillkürlichen Urinverlust bei Belastung. Dieser Anteil erhöhte sich auf 13 % 12 Monate postpartal. Zu Beginn der Studie klagte keine Patientin über ständigen Urinabgang, im 3. Follow-up sind 2 % der Befragten betroffen. Multipara geben zu allen vier Zeitpunkten häufiger als Primipara Belastungsinkontinenzsymptome an. In ersten Korrelationsanalysen zeigen sich Zusammenhänge zwischen Inkontinenzsymptomatik und geburtshilflichen Parametern.

Schlussfolgerung: Die Entwicklung von Harninkontinenzbeschwerden wird durch Schwangerschaft, Geburtsmodus, Parität und kindliche Parameter beeinflusst. Der Bedarf an weiteren Versorgungsstrukturen ist hoch.


Literatur

1.
Åhlund S, Rothstein E, Rådestad I, Zwedberg S, Lindgren H. Urinary incontinence after uncomplicated spontaneous vaginal birth in primiparous women during the first year after birth. Int Urogynecol J. 2020;31(7):1409.
2.
Subak LL, Brown JS, Kraus SR, Brubaker L, Lin F, Richter HE, et al. The „costs“ of urinary incontinence for women. Obstet Gynecol. 2006;107(4):908-16.
3.
Gyhagen M, Bullarbo M, Nielsen T, Milsom I. A comparison of the long-term consequences of vaginal delivery versus caesarean section on the prevalence, severity and bothersomeness of urinary incontinence subtypes: a national cohort study in primiparous women. BJOG An Int J Obstet Gynaecol. 2013;120(12):1548-55.