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34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

03.11. - 04.11.2023, Leipzig

Ärztlich- und selbstinduzierte Interventionen bei postpartaler Inkontinenz – Ergebnisse einer Befragung von 2.930 Müttern

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Nadine Scholten - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Carsten Hagenbeck - Uniklinik Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Johannes Soff - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Fabinshy Thangarajah - Uniklinik Essen, Essen, Deutschland

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Leipzig, 03.-04.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc02

doi: 10.3205/23dkg02, urn:nbn:de:0183-23dkg028

Veröffentlicht: 31. Oktober 2023

© 2023 Scholten et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Je nach Studie liegt der Anteil an Frauen, die postpartal unter Beckenbodenbeschwerden, wie auch von Inkontinenz betroffen sind zwischen 10 und über 60 Prozent (Mittelwert 31 Prozent) [1]. Als präventive Maßnahme wird in Deutschland durch die gesetzlichen Krankenkassen die Teilnahme an Rückbildungskursen postpartal erstattet. Weitere evidenzbasierte Maßnahmen sind die spezielle Physiotherapie, aber auch der Einsatz von Pessaren die bereits vielversprechende Ergebnisse zeigen konnten [2], [3]. Darüber hinaus kommen auch immer mehr Hilfsmittel, wie z.B. elektrische Beckenbodentrainingsgeräte, oder auch Kegel-Kugeln auf den Markt, welche die Frauen dabei unterstützen sollen ihre Beckenbodenmuskulatur zu stärken [4]. Ziel unserer Umfrage war es daher u.a. zu erfassen, welche Maßnahmen bei vorhandener Inkontinenz von Frau postpartal selbst induziert werden und welche Interventionen von ärztlicher Seite initiiert werden.

Methode: Hierzu durchgeführt wurde im September 2022 eine anonyme Online-Befragung (LimeSurvey) über Social Media (Instagram und Facebook). Die Umfrage richtete sich explizit an Mütter mit und ohne Beckenbodenbeschwerden in den ersten 5 fünf Jahren postpartum (Einschlusskriterien). Abgefragt wurde die Inkontinenz über den ICIQ-UI-SF. In Anspruch genommene Therapie und Präventionsmaßnahmen wurden unterschieden nach: selbst- vs. durch den Gynäkologen initiiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden die Daten von 2.930 Frauen ausgewertet. Im Mittel betrug das Alter 32,9 Jahre (18-49, SD 4,2) und im Mittel wurden 1,5 Kinder geboren (1-6, SD 0,7). Eine Urininkontinenz (unterschiedlicher Ausprägung) lag bei 48 % (n=1.384) der Befragten vor, wobei der ICIQ-UI-SF im Durchschnitt bei 3,0 (SD 3,8) lag. Die Teilnehmerinnen wurden befragt welche Maßnahmen die/der niedergelassene Gynäkolog-in/e eingeleitet hat. 27.9 % gaben an, dass eine Beckenbodentherapie, 1.4 % eine Pessartherapie und 12 % eine Physiotherapie eingeleitet wurde. 3.7 % erhielten eine Überweisung zum Spezialisten. Von 1.881 Frauen wären 63 % gerne von Ihrem Gynäkologen aktiv auf mögliche Beschwerden angesprochen worden.

Die Teilnehmerinnen wurden ebenfalls befragt welche Maßnahmen sie selbst eingeleitet haben. 11.2 % gaben an elektrische Stimulatoren verwendet zu haben. 26.8 % gaben an Informationen aus Büchern/ dem Internet zur Selbstanleitung zur Beckenbodentherapie bezogen zu haben. Von einer Anwendung von vaginalen Kugeln berichteten 18.3 % während 53.2 % Videos zur Beckenbodentherapie genutzt haben.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass über die Maßnahmen der niedergelassenen Kolleginnen/Kollegen hinaus eine Bandbreite an Maßnahmen von den betroffen Frauen selbst induziert werden, was möglicherweise einen Hinweis für eine Versorgungslücke und nicht erfüllte Bedürfnisse in der postpartalen Betreuung aufzeigt. Der hohe Anteil an selbst induzierten Maßnahmen zeigt den hohen Leidensdruck einerseits und eine hohe Bereitschaft andererseits, die Beschwerden proaktiv anzugehen.


Literatur

1.
Moossdorff-Steinhauser HFA, Berghmans BCM, Spaanderman MEA, Bols EMJ. Prevalence, incidence and bothersomeness of urinary incontinence between 6 weeks and 1 year post-partum: a systematic review and meta-analysis. Int Urogynecol J. 2021 Jul;32(7):1675-1693. doi: 10.1007/s00192-021-04877-w Externer Link
2.
Beilecke K, Tunn R. Ein neues Konzept in der postpartalen Pessartherapie. gynäkologie + geburtshilfe. 2017;22(Suppl 1):30-32. DOI: 10.1007/s15013-017-1244-6 Externer Link
3.
Tunn R, Baessler K, Knüpfer S, Hampel C. Urinary incontinence and pelvic organ prolapse in women — prevention and treatment. Dtsch Arztebl Int. 2023;120:71-80. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0406 Externer Link
4.
Thomas HS, Lee AW, Nabavizadeh B, Martin-Tuite P, Namiri NK, Hakam N, Rios N, Enriquez A, Mmonu NA, Breyer BN. Evaluating the primary use, strengths and weaknesses of pelvic floor muscle training devices available online. Neurourol Urodyn. 2021 Jan;40(1):310-318. DOI: 10.1002/nau.24560 Externer Link