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33. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

11. - 12.11.2022, Frankfurt am Main

Umgekehrte Korrelation zwischen Urethralänge und Kontinenz nach vaginaler Eigengewebsrekonstruktion im anterioren Kompartiment

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 33. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Frankfurt am Main, 11.-12.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc36

doi: 10.3205/22dkg36, urn:nbn:de:0183-22dkg369

Veröffentlicht: 9. November 2022

© 2022 Mothes et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ultraschalluntersuchungen haben ergeben, dass ein urethraler Trichter und eine kurze Urethra das dynamische Verhalten des Blasenhalses und der proximalen Urethra reflektieren [1], [2]. Im Rahmen der vaginaler Eigengewebsrekonstruktion im anterioren Kompartiment kann mittels Kelly Plikation der Blasenhals rekonstruiert, damit eine Re-Urethralisierung der proximalen Urethra erreicht und hypothetisch die Urethralänge vergrößert werden. In vorliegender Arbeit wurde untersucht, ob sich die anatomische Urethralänge nach einer vaginaler Eigengewebsrekonstruktion im anterioren Kompartiment vergrößert, ob diese Längenveränderung von Deszensusstadium und Defektmuster abhängt und welchen relativen Effekt die urethrale Längenveränderung auf den urethralen Kontinenz-Mechanismus hat.

Methode: Die anatomische Urethralänge wurde jeweils unmittelbar prä- und postoperativ durch eine einfache Kathetermethode ermittelt. Effekte von Alter, Deszensusstadium, Defektart, Ergebnisse von Urodynamik und klinischem Stresstest sowie einer eventuellen Indikation für ein suburethrales Band wurden mittels Mann-Whitney- und Wilcoxon-Tests sowie einer logistischen Regressionsanalyse untersucht.

Ergebnisse: Von n=394 konsekutiv operierten und eingeschlossenen Patientinnen hatten 39% einen uterovaginalen Totalprolaps, 61% eine Stadium II/III-Senkung, 90% Zentral- und 10% Lateraldefekte. Die prä- und postoperative Urethralänge betrug 14 bzw. 22 mm (p<0.01). Die präoperative Urethralänge war bei Lateraldefekten größer [p<0.01, B 6.38, 95% CI 4.67–8.08] wie auch das Risiko für eine Belastungsinkontinenz. (p<0.01, odds ratio 1.07, 95% CI 1.03–1.12). Die postoperative Urethralänge war vom Deszensusstadium (p<0.01, B 1.61, 95% CI 0.85–2.38) und Defekt-Typ (p=0.02, B –1.42, 95% CI –2.65 to –0.2) abhängig. Postoperativ bestand bei 5,1% der Patientinnen eine Indikation für ein TVT (median 9 Monate). Diese hatten längere Urethras als Patientinnen ohne TVT-Indikation (p=0.043).

Schlussfolgerung: Eine vaginale Eigengewebsrekonstruktion im vorderen Kompartiment mit Kelly Plikation verlängert unter Reflexion der Re-Urethralisation des Blasenhalses die Harnröhre, insbesondere bei zentralen Defekten. Resultate dieser Studie können als Grundlagen für weitere Untersuchungen zur Veränderung der Urethralänge im Rahmen der rekonstruktiven Deszensuschirurgie betrachtet werden. Die funktionelle Bedeutung der anatomischen Urethralänge gerade im Kontext von Bindegewebsschwäche und Alterung sollte weiter untersucht werden.

Anmerkung: Diese Arbeit wurde publiziert in [3].


Literatur

1.
Najjari L, Janetzki N, Kennes L, Stickeler E, Serno J, Behrendt J. Comparison of Perineal Sonographically Measured and Functional Urodynamic Urethral Length in Female Urinary Incontinence. Biomed Res Int. 2016;2016:4953091. DOI: 10.1155/2016/4953091 Externer Link
2.
Wen L, Zhao B, Chen W, Qing Z, Liu M. Real-time assessment of the behaviour of the bladder neck and proximal urethra during urine leaking in the cough stress test (CST) in supine and standing positions using transperineal ultrasound. Int Urogynecol J. 2020 Dec;31(12):2515-9. DOI: 10.1007/s00192-020-04273-w Externer Link
3.
Mothes AR, Mothes HK, Kather A, Altendorf-Hofmann A, Radosa MP, Radosa JC, Runnebaum IB. Inverse correlation between urethral length and continence before and after native tissue pelvic floor reconstruction. Sci Rep. 2021 Nov 10;11(1):22011. DOI: 10.1038/s41598-021-01565-z Externer Link