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Prospektive Analyse postpartaler Harninkontinenzbeschwerden – erste Zwischenanalyse der E-PAD-Studie
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Veröffentlicht: | 9. November 2022 |
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Einleitung: Harninkontinenz betrifft jüngere gleichermaßen wie ältere Frauen. Im ersten Jahr nach einer Entbindung treten bei etwa 50% der Frauen Urininkontinenzbeschwerden auf [1]. Diese gehen mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität und der täglichen Aktivität einher [2]. Als wesentliche Risikofaktoren gelten Schwangerschaft und Geburt [3].
Methode: Um die peripartalen Beckenbodenbeschwerden zu quantifizieren und weitere Risikofaktoren zu erfassen, werden seit Oktober 2021 volljährige Mütter, die in der Frauenklinik der Uniklinik Köln entbunden werden, in die EPAD-Studie („early intervention of pelvic floor disorder after delivery“) eingeschlossen. Die Betreuung der Patientinnen wird für ein Jahr postpartal durchgeführt und erfasst zu vier Zeitpunkten den validierten deutschen Beckenbodenfragebogen. Es werden Blasen-, Darm- und Sexualfunktion sowie Senkungsbeschwerden erfasst und mögliche Einflussfaktoren auf diese Parameter untersucht. Im Rahmen dieser Zwischenanalyse wird die Domäne der Harninkontinenzbeschwerden zu zwei Zeitpunkten analysiert.
Ergebnisse: Bisher wurden 183 Patientinnen rekrutiert. In diesem Kollektiv wurden 48,6% vaginal entbunden. Wiederum 86,7% dieser Patientinnen erlitten eine Geburtsverletzung. Vor der erfassten Schwangerschaft gaben 79,5% der Befragten an, niemals an Dranginkontinenz zu leiden. 77,9% der Befragten beschrieben niemals Stressinkontinenzsymptome erlebt zu haben. Drei Monate postpartal erhöhte sich der Anteil der Frauen mit Dranginkontinenzsymptomen um 10%, wohingegen der Anteil an Stressinkontinenzsymptomen sogar um 20% anstieg. Multipara scheinen Probleme der Harninkontinenz im Vergleich zu Primipara häufiger im Alltag als störend zu empfinden.
Schlussfolgerung: Die Entwicklung von Harninkontinenzbeschwerden wird durch Schwangerschaft, Geburtsmodus, Parität und kindliche Parameter beeinflusst.
Literatur
- 1.
- Åhlund S, Rothstein E, Rådestad I, Zwedberg S, Lindgren H. Urinary incontinence after uncomplicated spontaneous vaginal birth in primiparous women during the first year after birth. Int Urogynecol J. 2020 Jul;31(7):1409-1416. DOI: 10.1007/s00192-019-03975-0
- 2.
- Subak LL, Brown JS, Kraus SR, Brubaker L, Lin F, Richter HE, Bradley CS, Grady D; Diagnostic Aspects of Incontinence Study Group. The “costs” of urinary incontinence for women. Obstet Gynecol. 2006 Apr;107(4):908-916. DOI: 10.1097/01.AOG.0000206213.48334.09
- 3.
- Gyhagen M, Bullarbo M, Nielsen TF, Milsom I. A comparison of the long-term consequences of vaginal delivery versus caesarean section on the prevalence, severity and bothersomeness of urinary incontinence subtypes: a national cohort study in primiparous women. BJOG. 2013 Nov;120(12):1548-1555. DOI: 10.1111/1471-0528.12367