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Ist das Adjustable Transobturator Male System (ATOMS) auch für Patienten mit einer schweren Belastungsharninkontinenz geeignet? Eine neue OP-Technik verspricht bessere Ergebnisse.
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Veröffentlicht: | 9. November 2022 |
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Einleitung: Seit 2009 kann bei leichter bis mäßiger Belastungsharninkontinenz nach Prostataoperation das Adjustable Transobturator Male System (ATOMS SSP, A.M.I. GmbH) implantiert werden und verspricht Kontinenzraten zwischen 39 und 85% [1]. Die Positionierung der ventralen Mesh-Arme erfolgte bislang eher zufällig im Foramen obturatorium. Durch die zunehmende Kenntnis der Wirkungsweise des ATOMS konnten auch Rückschlüsse auf die ideale Positionierung des Kissens gewonnen werden [2], [3]. Anhand erster klinischer Daten wird nun zum ersten Mal eine neue Implantationstechnik beschrieben, die eine ideale proximal-bulbäre Positionierung mit noch besseren Kontinenzergebnissen ermöglicht.
Methode: Ein Patient nach radikaler Prostatektomie mit fortbestehender Belastungsinkontinenz nach einer 1. ATOMS-Implantation erhielt eine Revision mit Durchtrennung des Centrum tendineum, Punktion des Foramen obturatorium im mediodorsalen Winkel und konsekutiv proximaler Positionierung des 2. ATOMS. Klinische Daten, intraoperative Bilder und eine Urethrographie vor/nach Revision sollen die Vorteile dieser OP-Modifikation veranschaulichen.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Ergebnisse: Nach herkömmlicher Implantation eines 1. ATOMS und 6 Adjustierungen (System-Volumen 23 ml) sank der Urinverlust von 700 g/ 24 h und 6 pads auf 350 g/ 24 h und 3 pads. Eine Urethrographie objektivierte eine eher distal bulbäre Lage des Harnröhrenkissens mit siphonartiger Elongation des Bulbus urethrae. Es folgte eine Revision mit proximaler Positionierung des neuen Implantats. Es traten keine Komplikationen auf. Nach einem Follow-up von 8 Monaten und 3 Adjustierungen (17 ml) verringerte sich der Urinverlust auf 10 g/ 24 h bei 1 pad/ 24 h (Fragebögen: PGI-I „sehr viel besser“; ICIQ-SF Q1: 2; Q2: 2; Q3: 2).
Schlussfolgerung: Es wird erstmals eine neue ATOMS-Implantationstechnik beschrieben, die eine ideale Positionierung unterhalb des proximalen Bulbus urethrae in direkter Nachbarschaft zur membranösen Harnröhre ermöglicht. Die klinischen Daten untermauern den Nutzen dieses neuen Ansatzes. Die regelmäßige Anwendung dieser OP-Technik in der primären Situation könnte die Ergebnisse nach Implantation eines ATOMS, auch bei der schweren Belastungsharninkontinenz, deutlich verbessern.
Interessenkonflikt: Fabian Queissert ist als Honorararzt (Vorträge, Proctorship) für die A.M.I. GmbH tätig.
Literatur
- 1.
- Esquinas C, Angulo JC. Effectiveness of Adjustable Transobturator Male System (ATOMS) to Treat Male Stress Incontinence: A Systematic Review and Meta-Analysis. Adv Ther. 2019 Feb;36(2):426-41. DOI: 10.1007/s12325-018-0852-4
- 2.
- Queissert F, Bruecher B, Ruiz S, Virseda-Chamorro M, Schrader AJ, Angulo JC. Compression or obstruction: Prospective analysis of the function of the adjustable transobturator male system (ATOMS) based on pre- and postoperative urodynamic data. Can Urol Assoc J. 2022;16(5):E256-6. DOI: 10.5489/cuaj.7551
- 3.
- Ruiz S, Virseda-Chamorro M, Queissert F, López A, Arance I, Angulo JC. The Mode of Action of Adjustable Transobturator Male System (ATOMS): Intraoperative Urethral Pressure Measurements. Uro. 2021; 1(2):45-53. https://doi.org/10.3390/uro1020007