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33. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

11. - 12.11.2022, Frankfurt am Main

Pierensymphony1 vs. Stimawell in der Langzeitheimtherapie der Beckenbodenmuskelinsuffizienz mit mittelfrequentem Strom – ein Vergleich von Ganzkörpertraining vs. transvaginaler oder perkutaner fokaler Stromapplikation über 3 Monate

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 33. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Frankfurt am Main, 11.-12.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc02

doi: 10.3205/22dkg02, urn:nbn:de:0183-22dkg028

Veröffentlicht: 9. November 2022

© 2022 Bani Al-Marjeh et al.
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Gliederung

Text

Einführung: Die Anwendung moduliert-mittelfrequenten Stromes zur Therapie der Beckenbodenmuskelinsuffizienz unterscheidet sich hinsichtlich der Erzielung ihres Effektes vom (bislang in der Regel verwendeten) niederfrequenten Strom u.a. dadurch, dass die Muskelzellen nicht über den Nerven stimuliert werden, sondern direkt. Damit lassen sich auch Partien der Muskulatur erreichen, die zwar noch vital, jedoch nicht mehr innerviert sind. In der therapeutischen Anwendung der vergangenen Jahre zeigte sich häufig, dass die Langzeitanwendung in der Regeneration der Muskulatur zu umso mehr Regeneration führte, je länger der Strom appliziert wurde. Diese Ergebnisse wollen wir hier vorstellen.

Material und Methoden: Die Ergebnisse von 25 mit transvaginaler und 25 mit transdermaler moduliert-mittelfrequenter Elektrotherapie (mit Pierensymphony1®) über 3 Monate behandelten Frauen im Alter zwischen 29 und 76 Jahren wird mit dem Ergebnis der gleichen Anzahl von Frauen, die sich über einen Zeitraum von 3 Monaten einem Ganzkörpertraining ebenfalls mit moduliert-mittelfrequentem Strom (StimaWell®) im Hinblick auf Regeneration/Muskelaufbau/Muskelkraft (Oxford Score, Perfect Score) sowie die subjektiven Parameter Lokalisierbarkeit und Ansprechbarkeit des muskulären Beckenbodens verglichen. Dazu werden die Befunde zu Beginn und am Ende der Therapie miteinander verglichen.

Ergebnisse: Es gab in beiden Kollektiven ein vergleichbares Spektrum hinsichtlich des therapeutischen Effekts des moduliert-mittelfrequenten Stroms. Die lokalen Behandlungsformen unterschieden sich auch im Hinblick auf die Wahrnehmung des Beckenbodens und dessen Ansprechen auf den Strom nicht signifikant von der Ganzkörperapplikation. Die lokalen Behandlungsformen konnten durch die einfachere Handhabung des Trainings (kein Anzug, vor allem kein „nasser“ Anzug) bei den Patientinnen die Compliance steigern. Obwohl die transvaginale Applikation keine zusätzlichen physiotherapeutischen simultanen Übungen zulässt, gab es auch hier hinsichtlich der Effektivität keine Unterschiede.

Diskussion: Ganz unzweifelhaft ist die Anwendung mittelfrequenten Stromes am Beckenboden eine große Bereicherung im therapeutischen Arsenal. Bei Äquieffektivität stehen uns somit 3 mögliche Optionen zur Verfügung, die es gestatten, ganz auf die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Patientin zugeschnitten zu behandeln. Ist eine Ganzkörperbehandlung sinnvoll, weil adjuvante muskuläre Strukturen ebenfalls elektrotherapeutische Unterstützung brauchen (Rückenschmerzen, Insuffizienz der autochthonen und/oder der Skelettmuskulatur (z.B. M. lat. dorsi), der Bauchmuskulatur) und hat die Patientin keine Probleme mit dem Tragen eines nassen Anzugs (Angst vor HWI-Rezidiv als häufigster Grund für die Ablehnung) für das Ganzkörpertraining, wäre das die Option der ersten Wahl. Ist es eher schwierig, die Patientin zu aktiver Mitarbeit im Sinne physiotherapeutischer Übungen zu motivieren, dann wäre die Vaginalsonde der Applikationsweg der Wahl, wenn die Patientin mit einer vaginalen Manipulation kein Problem hat. Ansonsten ist die perkutane pelvine Stimulation mit Klebeelektroden und entsprechenden einfachen Übungen bei handlichem Gerät und weniger Aufwand beim An- und Ablegen des Anzugs die von den Patientinnen häufig favorisierte Behandlungsform.

Fazit: Alle 3 möglichen Behandlungsformen mit moduliert-mittelfrequentem Strom bringen sehr gute Ergebnisse im Hinblick auf die Wahrnehmungsschulung des Beckenbodens und die Regeneration (strukturell und funktionell) der Muskulatur und bereichern das therapeutische Arsenal in der Behandlung der Beckenbodeninsuffizienz durch die gute Stromwirkung enorm.