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32. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

05. - 06.11.2021, online

Management von Spätkomplikationen nach Implantation eines artifiziellen Sphinktersystems

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 32. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. sine loco [digital], 05.-06.11.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc47

doi: 10.3205/21dkg47, urn:nbn:de:0183-21dkg477

Veröffentlicht: 4. November 2021

© 2021 Braun.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die häufigste Ursache für die Entwicklung einer Belastungsinkontinenz bei Männern sind Operationen im kleinen Becken bzw. im Bereich des Beckenbodens. Die aussichtsreichste Behandlung von ausgeprägten Formen der männlichen Belastungsinkontinenz, ist die Implantation eines alloplastischen Sphinkterssystems. Zumeist sind die betroffenen Männer bereits bei dem ursächlichen Eingriff in einem fortgeschrittenen Alter (60–70 Jahre). Bis dann eine kontinenzwiederherstellende Operation erfolgt, vergeht zumeist mindestens ein weiteres Jahr. In der vorliegenden Untersuchung wurden die Behandlungsstrategien bei Spätkomplikationen untersucht.

Methode: In einer retrospektiven Untersuchung wurden zunächst 54 Patienten, die sich einer Sphinkterimplantation unterzogen haben, identifiziert. Neben der primären Erhebung der perioperativen Daten erfolgten zwei postalisch versandte Befragungen, 50/54 Patienten beantworteten die gestellten Fragen.

Ergebnisse: Bei der primären Implantation waren die Patienten im Durchschnitt 67,8 Jahre alt. In den ersten vier Jahren erfolgten ca. 40% Revisionen. Hierbei handelte es sich im Wesentlichen um einfache Anpassungen bei der üblichen Gewebsatrophie, wie z.B. Implantation eines kleineren Cuffs, eines zweiten Cuffs bzw. eines anderen Reservates. Im weiteren Verlauf der Untersuchung verstarben 17 Männer, wobei die genaue Todesursache nicht bei allen Probanden festgestellt werden konnten. Mit zunehmender Dauer nimmt der Vorlagenverbrauch zu. Bei der letzten Befragung gaben 14 Patienten einen Bedarf von mehr als 5 Vorlagen / die an, ohne dass ein Behandlungsbedarf bestand. Nach durchschnittlich 8,3 Jahren stellten sich 11 Patienten mit arrodiertem Sphinkter vor. Bei allen dieser Patienten wurde der Sphinkter explantiert. Neun der Männer wurden mittels der Einlage eines suprapubischen Katheters versorgt. Ein Patient wurde bei mittlerweile kleinkapazitärer Harnblase zystektomiert, das kleine Becken durch Verwendung von Omentum maius verplombt und ein Ileum Conduit angelegt. Ein weiterer Patient wurde ebenfalls zystektomiert, bei Z.n. extendierter Radiatio erfolgte hier die Anlage einer gedoppelten mit Omentum maius ummantelten Ureterokutaneostomie. Zwei weitere Patienten erhielten eine kontinente katheterisierbare Vesikostomie („Fulda-Nippel“). Auch hier wurde, nach Mobilisation und Verschluss der Harnblase zur Vermeidung von Fisteln das Omentum maius ins kleine Becken verlagert.

Schlussfolgerung: Während die frühen Revisionsraten zumeist mit wenig Aufwand und Problemen durchgeführt werden können, stellen die späten Komplikationen ein teilweise erhebliches Problem dar. Die Behandlung muss an das Alter, die Vorbehandlungen (Radiatio), Komorbiditäten und natürlich Patientenwunsch angepasst werden. Bei komplexen Eingriffen kann die Verwendung von Omentum maius in erster Linie zur Vermeidung bzw. Therapie von Fisteln hilfreich sein.


Literatur

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