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Better in – Better out. Funktionelle Auswirkungen der Sphinkter erhaltenden Rektum Resektion mit temporärer Stoma-Anlage
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Veröffentlicht: | 4. November 2021 |
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Gliederung
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Einleitung: Neben dem objektiven onkologischen Ergebnis ist für den Patienten in der Phase der Rehabilitation nach Stoma-Rückverlagerung das funktionelle Ergebnis von entscheidender Bedeutung. Die Spätkomplikationen einer objektivierbaren Darmfunktionsstörung auf Grundlage der Einteilung im LARS-Score, sowie der unmittelbar damit korrelierende Level der Lebensqualität sind individuell.
Zielsetzung ist eine Verbesserung der Speicherstörungen nach Sphinkter erhaltender Rektum Resektion durch prä-operative physiotherapeutische Intervention bei temporärer Stoma-Anlage.
Die geplante physiotherapeutische Intervention findet im prä-operativen Rahmen der Praehabilitation, als ergänzendes Modul „Beckenboden-Sphinkter-Kompetenz und Stoma Schutz“ statt.
Die Therapie findet im Nozizeption freien Zustand statt und beinhaltet neben dem Aufbau einer Beckenbodenkompetenz, eine Anleitung zum post-operativen Stoma-Schutz im Alltag und ein individuelles Eigenübungsprogramm. Die Methode ist einfach integrierbar, zeitlich begrenzt, ohne Komplikationen und kostengünstig.
Methode: Die vorliegende Vorgehensweise beruht auf Literaturanalyse, langjähriger therapeutischer Expertise im Bereich der viszeralen Chirurgie und der Beckenboden-Sphinkter-Kuration und Rehabilitation, sowie der Analyse der Forschung aus der angewandten Physiotherapie und Rehabilitation.
Anwendbare Messverfahren
- LARS Score
- Pelvic floor muscle assessment nach Laycock
- Bristol-Stool-Scale, Wexner-Score
- Stuhltagebuch, Schmerzdokumentation
- Fragebogen zur Lebensqualität Kolorectales Karzinom: EORTC QLQ-C29
Ergebnisse: Ziel der Intervention ist es, für dieses Thema bereits vor der Stoma-Anlage zu sensibilisieren und einen möglichen, gangbaren Weg aufzuzeigen, um die bereits prä-operativ detektierbaren funktionellen Risikofaktoren für LARS mit entsprechender physiotherapeutischer Intervention zu minimieren.
Für den Patienten ergibt sich dadurch die Möglichkeit post-operativ auf bestehende Bewegungserfahrung gezielt zurückzugreifen.
Die Zeit zwischen der Tumorkonferenz und dem Operationstermin, sowie der Zeitraum der neoadjuvanten Therapie eignen sich für das prä-operative Modul „Beckenboden-Sphinkter-Kompetenz und Stoma-Schutz“.
Das Ergebnis kann anhand eines verbesserten LARS-Scores, einer Senkung der Schmerzintensität und der individuell höheren Lebensqualität evaluiert werden.
Schlussfolgerung: Es sind jedoch noch dringend klinische Studien zur Evidenz der Effekte der physiotherapeutischen Intervention prä-operativ und post-operative nach Rektum Resektion mit Stoma-Anlage notwendig. Von einem positiven Effekt kann ausgegangen werden.
Während bei Blasenfunktionsstörungen die spezialisierte funktionelle Beckenbodentherapie mit hohem Grad an Evidenz fest im multidisziplinären Therapieansatz bereits auch prä- operativ verankert ist, liegt bei Patienten mit Darmfunktionsstörungen noch keine ausreichende wissenschaftliche Grundlage vor.
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