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32. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

05. - 06.11.2021, online

Wie beurteilen Entbundene im Wochenbett die präpartale Information über potentielle postpartale Funktionsstörungen des Beckenbodens?

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 32. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. sine loco [digital], 05.-06.11.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc30

doi: 10.3205/21dkg30, urn:nbn:de:0183-21dkg300

Veröffentlicht: 4. November 2021

© 2021 Ng-Stollmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Beckenbodenfunktionsstörungen, wie z.B. Harn- und Stuhlinkontinenz oder Deszensus genitalis sind belastende und lebensqualitätseinschränkende Krankheitsbilder. Eine von drei Frauen ist im Laufe ihres Lebens betroffen und bis zu 20% werden deswegen operiert [1], [2]. Schwangerschaft und die vaginale Geburt sind die wichtigsten Risikofaktoren. Bis zu 60% schwangerer Frauen leiden an einer Harninkontinenz [3]. Aussagekräftige Daten zur Prävention von Beckenbodenfunktionsstörungen prä- und postpartal sind kaum verfügbar. In den Geburtsvorbereitungskursen werden diese kaum erwähnt. Postpartal werden sie nur in den üblichen Rückbildungskursen angesprochen; fundierte Hilfsangebote in Einzelsitzung durch geschultes Personal fehlen jedoch weitgehend.

Methode: Primipara, die zwischen 01.05.2021 und 30.10.2021 entbinden, werden anhand eines standardisierten Fragebogens im Wochenbett (2.-4. postpartaler Tag) zu ihrem präpartalen Informationsstand zum Zusammenhang von Geburtsmodus, Beckenbodenfunktionsstörungen und deren Prävention befragt. Zudem wird erfasst, ob rückblickend die Aufklärung als ausreichend angesehen wird und ob retrospektiv eine detailliertere Aufklärung die Entscheidung über den gewählten Geburtsmodus beeinflusst hätte.

Ergebnisse: Nach bisherigen Erkenntnissen ist der Informationsstand von Schwangeren zum Zusammenhang von Geburtsmodus und postpartalen Beckenbodenfunktionsstörungen begrenzt. Auch sind wenige über bekannte Risikofaktoren (Übergewicht, Rauchen, Obstipation) informiert. Ebenso fehlen Kenntnisse über den UR-CHOICE Risikoscore [4], der das Risiko für geburtsbedingte Beckenbodenfunktionsstörungen berechnet, nahezu völlig. Dementsprechend limitiert ist auch der Wissensstand über postpartale Angebote zur Therapie, die über die üblichen Rückbildungskurse hinausgehen. Nach vorläufigen Resultaten würden sich viele Schwangere deutlich mehr Wissensübermittlung wünschen und diese in ihren Entscheidungsprozess einbeziehen.

Schlussfolgerung: Frauen sollten deutlich mehr über den Zusammenhang von Geburtsmodus und Beckenbodenfunktionsstörungen und die Möglichkeiten zu deren Prävention informiert werden. Nur dann können sie eine informierte Entscheidung fällen.


Literatur

1.
Lukacz ES, Lawrence JM, Contreras R, Nager CW, Luber KM. Parity, mode of delivery, and pelvic floor disorders. Obstet Gynecol. 2006 Jun;107(6):1253-60. DOI: 10.1097/01.AOG.0000218096.54169.34 Externer Link
2.
Wu JM, Matthews CA, Conover MM, Pate V, Jonsson Funk M. Lifetime risk of stress urinary incontinence or pelvic organ prolapse surgery. Obstet Gynecol. 2014 Jun;123(6):1201-1206. DOI: 10.1097/AOG.0000000000000286 Externer Link
3.
Handa VL. Effect of pregnancy and childbirth on urinary incontinence and pelvic organ prolapse. In: UpToDate.
4.
Wilson D, Dornan J, Milsom I, Freeman R. UR-CHOICE: can we provide mothers-to-be with information about the risk of future pelvic floor dysfunction? Int Urogynecol J. 2014 Nov;25(11):1449-52. DOI: 10.1007/s00192-014-2376-z Externer Link