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Uteruserhalt versus Hysterektomie bei der vaginalen Beckenbodenrekonstruktion: Evaluation der postoperativen Lebensqualität und des anatomischen Ergebnisses
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Veröffentlicht: | 4. November 2021 |
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Einleitung: Aktuell steigt die Evidenz für persistierende und schwerwiegende netzassoziierte Komplikationen in der Deszensuschirurgie. Infolgedessen wurden mehrere gängige Netzimplantate vom Markt genommen. Insbesondere in der Primärsituation eines Deszensus rücken daher netzfreie Operationstechniken in den Vordergrund. Und zwar minimalinvasiv über einen laparoskopischen oder vaginalen Zugang. Darüber hinaus ist ein Deszensus nicht mehr per se eine Indikation für eine Hysterektomie: Frauen ohne uterine Anomalitäten und ohne Risiken für eine endometriale oder zervikale Malignität können über ein uteruserhaltenes Vorgehen aufgeklärt werden.
In diesem Kontext verglichen wir die an unserer Klinik durchgeführte vaginale Sakrokolporektopexie und die vaginale Hysterosakropexie.
Methode: Die Studie ist eine monozentrische, retrospektive Pilotstudie mit einem parallel durchgeführten Gruppenvergleich zur Evaluation der postoperativen Lebensqualität und des anatomischen Ergebnisses nach vaginaler Sakrokolporektopexie mit oder ohne Hysterektomie. Eingeschlossen wurden alle Patientinnen, die im Zeitraum 2006-2018 an der MHH mittels vaginaler Sakrokolporektopexie oder Hysterosakropexie operiert wurden.
Operationstechnik: In Trendelenburglagerung wird durch eine vaginale Inzision der Douglasraum eröffnet und der Darm mittels Bauchtüchern aus dem Becken geschoben. Nach Einsetzen von langen Breisky Spekula Darstellung des präsakralen Peritoneums und Präparation des Lig. sakrale longotudinale anterius unter Koagulation. Der Scheidenstumpf nach Hysterektomie bzw. die Zervixhinterwand wird mittels monofilamentärem 0er Faden transperitoneal durch den pararektalen Sulcus am Lig. sakrale longitudinale anterius auf Höhe von S2 fixiert. Falls indiziert, erfolgte zusätzlich die anteriore oder posteriore Kolporraphie.
Alle eingeschlossenen Patientinnen erhielten eine Einladung zur Nachuntersuchung in der urogynäkologischen Sprechstunde in der MHH sowie einen frankierten Fragebogen zur Evaluation der Lebensqualität (P-QOL).
Ergebnisse: Es konnten insgesamt 53 Patientinnen in die Hysterosakropexiegruppe (H) und 194 Patientinnen in die Sakrokolporektopexiegruppe (S) eingeschlossen werden. Davon beantworteten in der H-Gruppe 35 Patientinnen (66%) und in der S-Gruppe 151 Patientinnen (78,3%) den P-QOL Fragebogen. Wir konnten bei S auf Daten der Vorstudie in domo zurückgreifen [1]. Das Follow-up war bei S mit 34,64 Monaten versus 12,26 Monate signifikant länger (p<0,001), da die Hysterosakropexie sich einige Jahre nach der Sakrokolporektopexie etablierte. Das mittlere Alter der Patientinnen unterschied sich mit 63,71 Jahren (H) versus 63,95 Jahren (S) nicht signifikant (p=0,894). Eine Kolporraphia anterior erfolgte zeitgleich bei 18 Patientinnen (90%) (H) und bei 95 Patientinnen (85,6%) (S) ohne statistisch signifikanten Unterschied (p=1,0). Eine Kolporraphia posterior erfolgte bei 12 Patientinnen (60%) (H) und bei 45 Patientinnen (40,5%) (S), auch hierbei keine statistische Signifikanz (p= 0,143).
Die postoperative Lebensqualität unserer Hysterosakropexie- und Sakrokolporektopexiepatientinnen war sehr hoch und entsprach der Lebensqualität asymptomatischer Patientinnen [2]. Insgesamt gab es in keiner Lebensqualitäts-Kategorie einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen H und S.
Das sekundäre Outcome war das anatomische Ergebnis (Abbildung 1 [Abb. 1]): Ein Therapieerfolg, definiert als postoperativer Deszensusgrad ≤ 1 Grad, wurde bei H im vorderen Kompartiment zu 71,4%, zentral zu 90,5% und im hinteren Kompartiment zu 95,2% erreicht. Bei S konnte anterior zu 81,1%, zentral zu 94% und posterior zur 87,3% ein Therapieerfolg erzielt werden. Es lag kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Studiengruppen vor (anterior p=0,318; zentral p=0,603; posterior p=0,172).
Die Hysterosakropexie war mit einer mittleren Schnitt-Naht Zeit von 1:02 h kürzer als die Sakrokolporektopexie mit einer mittleren Schnitt-Naht Zeit von 1:22h (p= 0,05). Die mittlere stationäre Aufenthaltsdauer bei H betrug 5,15 d und war somit ebenfalls statistisch signifikant kürzer als bei S (6,8 d) (p= 0,021).
Schlussfolgerung: Sowohl die vaginale Hysterosakropexie, als auch die vaginale Sakrokolporektopexie können bei ausgezeichneten Ergebnissen bezüglich der postoperativen Lebensqualität und der anatomischen Verhältnisse als sichere netzfreie Therapieoption angeboten werden.
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