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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen am Harntrakt – der Wittener Harntrakt-Nebenwirkungs-Score
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Veröffentlicht: | 4. November 2021 |
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Text
Einleitung: Obwohl der Harntrakt mit Restharnbildung, Harnverhaltung, Pollakisurie, Polyurie, Nykturie, Detrusorstimulation, Detrusorhemmung, Hämaturie, Dysurie und anderen Erscheinungen häufig den Schauplatz unerwünschter Arzneimittelwirkungen darstellt, fehlt es an einer Gesamtübersicht und Bewertung der Substanzen, die eine solche Harntraktnebenwirkung auslösen können. Vorhandene Listen „potenziell inadäquater Medikation“ fokussieren bisher entweder auf eine pharmakologische Gruppe von Nebenwirkungen („anticholinergic burden score“), eine Gruppe von Medikamenten bestimmter Indikation (LUTS-Forta) oder auf eine selektionierte Gruppe von Patienten (PRISKUS-Liste, beers-Liste). Mit dem folgenden interdisziplinären Projekt aus der Arbeitsgruppe Uro-Geriatrie der Universität Witten/Herdecke sollte diese Lücke geschlossen werden.
Methode: Es erfolgte eine Identifikation von Substanzen, die eine Harntraktnebenwirkung lt. diverser Datenbanken prinzipiell auslösen können, eine Kategorisierung und Bepunktung der hierzu vorhandenen Literatur in den Rubriken „Kasuistik“, „Fallsammlung“, „randomisierte klinische Untersuchung“, „Metaanalyse“ und eine strukturierte Bewertung des Risikos durch 33 Experten in den Kategorien „Risiko wahrscheinlich, häufiger gesehen“, „eher unwahrscheinlich, fraglich gesehen“ und „unwahrscheinlich, nie gesehen“.
Ergebnisse: Identifiziert wurden 235 Substanzen, die zu verschiedenen Harntraktnebenwirkungen führen können. Jede Substanz erhielt einen die Nennung in Datenbanken bzw. deren Korrelat in der Literatur darstellenden „theroretischen“ Punktwert, einen die klinische Realität lt. Expertenurteil abbildenden „praktischen“ Punktwert und einen Summenscore – geordnet nach der Systematik der „Roten Liste®“.
Schlussfolgerung: Erstmals wäre damit sowohl bei der Neuverordnung einer Substanz vor dem Hintergrund bestehender patientenseitiger Risiken eine Einschätzung dieses Wirkstoffes im Hinblick auf Harntraktnebenwirkungen möglich; andersherum könnte die Durchsicht des Medikationsplanes bei Vorhandensein einer Harntraktfunktionsstörung die Frage klären, ob diese medikamentös (mit-)verursacht ist. Die Entwicklung des „Harntraktnebenwirkungsrechners“ als „App“ ist bereits angestoßen.
Interessenkonflikt:
A. Wiedemann:
- Beratung: Acticore, Dr. Pfleger, Pfizer, Mec-Abc, Omega Pharma
- Vortragstätigkeit: Acticore, Allergan, Aristo, Berlin-Chemie, Boston Scientific, Desitin, Dr. Pfleger, Ipsen, Jansen, Lilly, Meda, Medac, Omega-Pharma
- Forschungsunterstützung: Paul-Kuth-Stiftung, Boston Scientific, Dr. Pfleger