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32. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

05. - 06.11.2021, online

Harnröhrenenge und OAB der Frau – eine kritische Analyse der Evidenz von Urodynamik, Obstruktion und Therapie

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 32. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. sine loco [digital], 05.-06.11.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc14

doi: 10.3205/21dkg14, urn:nbn:de:0183-21dkg145

Veröffentlicht: 4. November 2021

© 2021 Höfner et al.
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Gliederung

Text

Die wissenschaftliche Evidenz zur Definition der Meatusstenose und/oder Harnröhrenenge als urodynamische Obstruktion ist äußerst spärlich. Urodynamisch sind die Grenzwerte sowohl für die mechanischen Obstruktion als auch die Detrusorunteraktivität bei der Frau nicht standardisiert. Weibliche Miktionsstörungen sind selten. An 1914 Frauen konnten in 42% dysfunktionelle Miktionen häufiger als 18% Detrusor-bedingte Blasenentleerungsstörungen (Detrusorunteraktivität) und nur 3,6% mechanische Obstruktionen (Harnröhrenstriktur, Zystozele) urodynamisch definiert werden. Die Koexistenz von Miktionsstörungen und OAB bei der Frau ist nachgewiesen. Die Grenzen zur Definition einer pathologischen Harnröhrenenge aus der Kalibrierung des Meatus/der Harnröhre mit Bougie á Boule - Instrumenten bleibt ebenfalls kontrovers. Insgesamt erscheint es schwierig, aus einer unscharfen diagnostischen Klassifikation sinnvolle Therapiekonzepte abzuleiten. Trotz des wissenschaftlichen Dilemmas wird in der Routine-Urologie (61% der älteren und 34% der jüngeren Urologen) die Meatotomie bzw. die Urethrotomie unter Sicht bzw. nach Otis als Therapieoption bei Miktionsbeschwerden, Restharn oder bei therapieresistenter OAB bei Frauen eingesetzt. Nach einer Umfrage unter britischen Urologen stellten diese in 97% eine Indikation zur Kalibrierung/Dilatation, obwohl nur bei 25 % der Frauen eine Stenose nachweisbar war. In der Behandlung der OAB konkurriert diese Methode mit der Anwendung von Anticholinergika, Botulinumtoxin oder Neuromodulation. In einem Vergleich der Effizienz von Urethradilatation, einfacher Zystoskopie und Otis-Urethrotomie bei Frauen war letztere sogar weniger wirksam. Die spärlichen Mitteilungen von Therapieergebnisse aus der Literatur sollen zusammengefasst werden.


Literatur

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