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31. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

22.11. - 23.11.2019, Essen

Advance XP: hat das Alter Einfluss auf die Ergebnisse und Komplikationen?

Meeting Abstract

  • Jan-Niclas Mumm - München, Deutschland
  • Benedikt Klehr - München, Deutschland
  • Christian Gozzi - Bozen, Italien
  • Peter Rehder - Innsbruck, Österreich
  • Florian May - Dachau, Deutschland
  • Roland Homberg - Hamm, Deutschland
  • Peter Gebhartl - Vöcklabruck, Österreich
  • Christian G. Stief - München, Deutschland
  • Ricarda. M. Bauer - München, Deutschland

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 31. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Essen, 22.-23.11.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc36

doi: 10.3205/19dkg36, urn:nbn:de:0183-19dkg368

Veröffentlicht: 21. November 2019

© 2019 Mumm et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In der Therapie der Post-Prostatektomie-Inkontinenz ist die AdvanceXP-Schlinge in Europa bereits seit Jahren etabliert. Viele Studien haben die Sicherheit und Effektivität in einem ausgewählten Patientenkollektiv mehrmals bestätigen können. Ziel dieser Arbeit war es nun die Erfolgsraten und postoperativen Komplikationen in Abhängigkeit vom Patientenalter zu analysieren.

Methode: Insgesamt wurden 115 Patienten in die Studie eingeschlossen. Patienten mit Urinverlust im Liegen, vorheriger Inkontinenz-Operation und einer funktionellen Harnröhrenlänge <1 cm wurden ausgeschlossen. Postoperativ wurden ein standardisierter 24-Stunden-Pad-Test sowie eine Erhebung der Lebensqualität mittels I-QoL und ICIQ-UI SF durchgeführt. Weiter wurden der postoperative Schmerz mittels visueller Analogskala (VAS) erhoben und IIEF-5, IPSS sowie PGI wurden abgefragt. Alle Patienten mit einem Urinverlust von =5 g im 24-Stunden-Pad-Test wurden als „geheilt“ bewertet. Patienten mit einer Reduktion des Urinverlusts >50% wurden als „gebessert“ bewertet. Alle erhobenen Variablenwurden in Abhängigkeit zum Patientenalter beurteilt. Unterschieden wurde zwischen Patienten unter 70 Jahren und Patienten über 70 Jahren.

Ergebnisse: Der Mittelwert des präoperativen Urinverlusts im 24h-Pad-Test war bei den über 70-jährigen Patienten 323 g. Der Mittelwert des präoperativen Urinverlusts der unter 70-Jährigen betrug 270 g.

Nach einem Follow-Up von 3 Monaten (n=72) waren 66,7% der Patienten unter 70 Jahren geheilt und (n=45) 65,9% der Patienten über 70 Jahren geheilt. Bei 29,2% der unter 70-Jährigen und 29,5% der über 70-Jährigen verbesserte sich die Inkontinenz. Der mittlere Urinverlust reduzierte sich signifikant auf 36,2 g (p<0,001) bei den unter 70-jährigen Patienten und auf 30,8 g bei den über 70-jährigen Patienten. Die mittlere VAS lag bei 0,6 Punkten bei den unter 70-jährigen und bei 0,5 bei den über 70-jährigen, der mittlere PGI bei 1,4 bei den unter 70-jährigen und bei 1,7 bei den über 70-jährigen Patienten. In beiden Patientengruppen verbesserten sich die Lebensqualitäts-Scores signifikant (jeweils p<0,001). Es waren keine signifikanten Veränderungen im IIEF5 oder IPSS nachweisbar.

Nach einem Follow-Up von 6 Monaten (n=70) waren 68,6% der Patienten unter 70 Jahren geheilt und (n=45) 64,4% der Patienten über 70 Jahren geheilt. Bei 25,7% der unter 70-Jährigen und 26,7% der über 70-Jährigen verbesserte sich die Inkontinenz. Der mittlere Urinverlust reduzierte sich signifikant auf 17g (p<0,001) bei den unter 70-jährigen Patienten und auf 34,6 g bei den über 70-jährigen Patienten. Die mittlere VAS lag bei 0,4 Punkten bei den unter 70-jährigen und bei 0,4 bei den über 70-jährigen, der mittlere PGI lag bei 1,5 bei den unter 70-jährigen und bei 1,6 bei den über 70-jährigen Patienten. In beiden Patientengruppen verbesserten sich die Lebensqualitäts-Scores signifikant (jeweils p<0,001). Es waren keine signifikanten Veränderungen im IIEF5 oder IPSS nachweisbar.

Nach einem Follow-Up von 12 Monaten (n=70) waren 72,9% der Patienten unter 70 Jahren geheilt und (n=44) 56,8% der Patienten über 70 Jahren geheilt. Bei 21,4% der unter 70-Jährigen und 34,1% der über 70-Jährigen verbesserte sich die Inkontinenz. Der mittlere Urinverlust reduzierte sich signifikant auf 19,8 g (p<0,001) bei den unter 70-jährigen Patienten und auf 26,4 g bei den über 70-jährigen Patienten. Die mittlere VAS lag bei 0,2 Punkten bei den unter 70-jährigen und bei 0,3 bei den über 70-jährigen der mittlere PGI lag bei 1,4 bei den unter 70-jährigen und bei 1,6 bei den über 70-jährigen Patienten. In beiden Patientengruppen verbesserten sich die Lebensqualitäts-Scores signifikant (jeweils p<0,001). Es waren keine signifikanten Veränderungen im IIEF5 oder IPSS nachweisbar.

Patienten mit höherem Alter zeigten postoperativ einen höheren Urinverlust im 24 h-Pad-Test nach 1 Jahr (p=0,003).

Es traten keine intraoperativen Komplikationen auf. Bei 6 Patienten (5,5%; FU12 mit n=108) kam es zu einem persistierenden Restharn, davon 3 Patienten über 70 Jahre und 3 Patienten unter 70 Jahre. Die Restharnbildung trat dabei durch eine Überkorrektur im Rahmen der intraoperativen Entfernung der Tyvek-Hüllen auf. Deshalb wurde im weiteren Studienverlauf die Implantationstechnik geändert. Hieraufhin kam es zu keinen weiteren Fällen mit dauerhafter Restharnbildung. Es traten weder Erosionen noch Explantationen auf.

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse konnten zeigen, dass das AdVanceXP-male-sling in der Therapie der Post-Prostatektomie-Inkontinenz eine dezent abnehmende Erfolgsrate bei steigendem Alter aufweist. Das Alter der Patienten zeigt in Bezug auf die Komplikationsrate keinen Einfluss.