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31. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

22.11. - 23.11.2019, Essen

Neuartiges adjustierbares Bandsystem zur Behandlung der männlichen Belastungsinkontinenz

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 31. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Essen, 22.-23.11.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc33

doi: 10.3205/19dkg33, urn:nbn:de:0183-19dkg330

Veröffentlicht: 21. November 2019

© 2019 Anding et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Bis zur Einführung des AdVance® Bandes (AMS Men’s Health/Boston Scientific, MA, USA) 2006 spielte die Obturatorregion keine Rolle in der operativen Behandlung der männlichen Belastungsinkontinenz. Daher gibt es bislang wenig Erkenntnisse über die Eigenschaften der Membrana obturatoria beim Mann. Ebenso gibt es bislang nur wenige Daten zum urethralen Verschlussdruck nach Bandeinlage, welcher bei adjustierbaren Bändern auch postoperativ noch variabel ist. Dieser kann durch den maximalen urethralen Verschlussdruck (MUCP) und durch den vesikalen Druck bei einsetzendem Urinverlust (‚Leak Point Pressure’, ALPP, VLPP, CLPP, RLPP) beschrieben werden. Nach Comiter et al. korreliert der RLPP bei Patienten mit Post-Prostatektomie-Inkontinenz gut mit MUCP und ALPP und beträgt etwa 50 cmH2O [1].

Wir präsentieren ein neuartiges adjustierbares Bandsystem mit einer intraobturatorischen Verankerung und einem dazu entwickelten Applikator, wodurch die Insertion eines Bandsystems erheblich vereinfacht und das operative Risiko wesentlich reduziert werden soll.

Methode: An vier fixierten männlichen Leichen wurde die Dicke der Membrana obturatoria vermessen und die optimale Lokalisation der Verankerung bestimmt. Dann erfolgten Ausreißversuche mit dem PelFix Anker (FEG Textiltechnik mbH, Aachen), für die Insertion beim Mann wurde dazu ein neuer Applikator entwickelt. Die Testanker wurden aus Aluminium gefertigt, die Ausreißkräfte wurden mit einem Newtonmeter gemessen. Anschließend erfolgte mit dem fertigen neuen Bandsystem die retrograde Messung des Harnröhrenverschlussdrucks (RLPP) in simulierten Operationen bei sieben männlichen Leichen über einen Nelaton Katheter und ein ZVD System nach dem Schwerkraftprinzip. Es wurden jeweils vier Messreihen nach Einlage des Bandes, nach Bandstraffung, nach endgültiger Bandfixierung und nach Wundverschluss durchgeführt. Das Wirkelement wurde dabei in Schritten von 1 ml bis 20 ml aufgefüllt und der RLPP in cmH2O bestimmt. Danach erfolgten erneut Ausreißversuche mit dem Anker.

Ergebnisse: Es zeigte sich eine konsistente Zunahme der Membrandicke von cranio-lateral nach caudal-medial. Die Äste von A., V. und N. obturatorius liegen lateral dieser caudal-medialen ‚Sicherheitszone’. Die Ausreißkräfte des PelFix Ankers lagen konstant zwischen 30 und 50 Newton, was deutlich oberhalb der Kräfte liegt, die im männlichen Becken erwartet werden können, obwohl hierzu keine in vivo Daten existieren. Die Sicherheit der Applikation wurde detailliert anatomisch untersucht.

Bei der Messung des Harnröhrenverschlussdrucks konnte in den ersten Versuchen aufgrund von Fixierungsproblemen mit dem Wirkelement noch keine ideale Drucktransmission auf die bulbäre Harnröhre erreicht werden. Nach Verbesserungen der Endoprothese zeigten sich homogene Druckanstiege mit Verschlussdrücken über 50 cmH2O bei einer Füllung des Wirkelements über 12 ml. In manchen Versuchen wurden Drücke über 100 cmH2O erreicht. Das finale Wirkelement ist durch eine anatomiegerechte Form und gute Einpassung in den Beckenboden gekennzeichnet. Die Implantation des neuen Bandsystems gelang regelmäßig schnell, einfach, sicher und gut reproduzierbar.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Schlussfolgerung: Der caudal-mediale Bereich der Membrana obturatoria ist die stabilste und sicherste Lokalisation und daher am besten zur Ankerplatzierung beim Mann geeignet. Das neuartige adjustierbare Bandsystem hat eine einfache Applikation und eine exzellente Stabilität gezeigt. Der urethrale Verschlussdruck konnte an der männlichen Leiche effektiv in Abhängigkeit von der Befüllung des Wirkelementes erhöht werden. Das neue Bandsystem ist somit für die Therapie der männlichen Belastungsinkontinenz geeignet. Der Zusammenhang von Verschlussdruck und Kontinenz muss in klinischen Studien weiter untersucht werden.

Interessenkonflikte: Keine in Zusammenhang mit der präsentierten Arbeit


Literatur

1.
Comiter CV, Sullivan MP, Yalla SV. Correlation among maximal urethral closure pressure, retrograde leak point pressure, and abdominal leak point pressure in men with postprostatectomy stress incontinence. Urology. 2003;62(1):75-78.