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Risikobewusstes Atemwegsmanagement verbessert Patientenzufriedenheit ohne erhöhte Morbidität
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Veröffentlicht: | 30. Mai 2016 |
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Hintergrund: Die geblockte Trachealkanüle (TK) gilt als Mittel der Wahl bei schwerster Aspiration nach neurologischer Erkrankung. Stumme Kommunikation und orale Nahrungskarenz empfinden Patient und Angehörige als ausgrenzendes Handicap.
Methodik: Seit ca. 10 Jahren praktiziert die Dysphagie- und Kanülensprechstunde am Jugendwerk Gailingen ein Konzept auch für ältere, austherapierte TK-Träger, welches unabhängig vom Aspirationsgrad die dauerhafte Belüftung der oberen Atemwege ermöglicht (Aero-Digestiv-Trakt-Therapie). An 83 Patienten bzw. deren Angehörige wurde im Rahmen einer Facharbeit (Atmungstherapeutin DGP) ein Fragebogen verschickt, der über den Langzeitverlauf des Teilhabe orientierten TK-Managements Auskunft geben sollte, insbesondere zu Sprechen und orale Kost und in Kauf genommene Risiken (Pneumonie).
Ergebnisse: Die schlechte Rücklaufquote aus Pflegeheimen erklärt sich aus dem hohen Aufwand für die Informationsbeschaffung über gesetzlich betreute Bewohner. Die Befragung ist somit eine nicht verzerrungsfreie Stichprobe der zu Hause lebenden TK-Träger (ca. die Hälfte der zugestellten Bögen). Die Aero-Digestiv-Trakt-Therapie verhalf diesen mehrheitlich zu sprachlicher Kommunikation und oraler Kost mit mehr Patientenzufriedenheit. Bei 33% gelang die Dekanülierung. Demgegenüber blieben Pneumonien und Notfalleinsätze wegen TK-Problemen die Ausnahme.
Diskussion, Fazit: Das Konzept der konsequenten Rachenbelüftung durch Verzicht auf geblockte Kanülen und die Nutzung der Absaugoption zur Infektprophylaxe erreicht eine verbesserte Lebensqualität ohne erhöhte Morbidität. Angesichts dieser Ergebnisse ist es schwer vorstellbar, dem herkömmlichen Konzept (geblockte TK bei schwerer Aspiration) weiter Expertenevidenz zu verleihen.