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Stellenwert der interventionellen Schmerztherapie beim cervicalen Bandscheibenvorfall im Vergleich zum primär operativen Vorgehen
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Primäres Ziel in der Therapie degenerativer Erkrankungen der Halswirbelsäule ist ein konservatives Vorgehen. Bei Versagen kann ein operatives Vorgehen notwendig werden. Die ventraler Dekompression und Fusion bei zervikalen Bandscheibenvorfällen erreicht gute Ergebnisse. Viele Patienten stehen diesem Eingriff zögerlich gegenüber. Ziel der prospektiven Studie war die Evaluierung des Stellenwertes der Interventionellen Schmerztherapie mittels zervikal-epiduraler Injektionen bei zervikalen Bandscheibenvorfall mit vorliegender Operationsindikation im Vergleich zu primär operierten Patienten.
Methodik: 30 Patienten mit zervikalem Bandscheibenvorfall und radikulärer Kompression wurden primär ventral dekomprimiert und fusioniert (PEEK-Cage, ventrale Verplattung) (Gruppe 1). 30 weitere Patienten mit gleicher Operationsindikation (Gruppe 2) lehnten zunächst eine Operation ab und wurden mittels bv-gesteuerten zervikal-epiduralen Injektionen behandelt. An Symptomen bestanden Schmerz, Hypästhesie und Paresen bis max. 3 von 5. Alle erhielten 3 Injektionen mit 2 ml Ropivacain 2 %, 2 ml NaCl 0,9 % und 10 mg Triamcinolonacetonid. Nach max. 4 Wochen erfolgte die Entscheidung des weiteren Vorgehens. Hiervon wurden 11 Patienten operiert. Der Nachuntersuchungszeitraum betrug 18 Monate. 55 Patienten wurden nachuntersucht (27 Gruppe 1, 28 Gruppe 2)
Ergebnisse: 6 operierte Patienten hatten transiente Schluckbeschwerden. Primär und sekundär operierte Patienten zeigten keine Unterschiede hinsichtlich Implantatversagen oder Zeichen intervertebraler Fusion. Bei allen Operierten waren klinische Ergebnisse hinsichtlich Reduktion radikulärer Schmerzen gleichwertig. 11 interventionell Behandelte entschieden sich aufgrund persistierender Schmerzen zur Operation. 29 erreichten eine konstante Schmerzreduktion mind. < 10 VAS. Die Reduktion von Paresen zeigte zwischen primär operierten und interventionell behandelten keine signifikanten Unterschiede, gleiches ergab sich zwischen primär und sekundär operierten. Insgesamt gaben alle Patienten ein subjektiv zufriedenstellendes Ergebnis an. Dies entsprach den Resultaten der Messinstrumente.
Schlussfolgerung: Bei ausreichendem Therapieerfolg sind die Ergebnisse zwischen interventionell behandelten und operierten Patienten gleichwertig. Ebenso zeigen sich keine Ergebnisunterschiede zwischen primär Operierten und Operierten nach frustraner Interventioneller Schmerztherapie. Somit zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass die Interventionelle Schmerztherapie mittels zervikal-epiduraler Injektionen auch beim primär operationswürdigen Bandscheibenvorfall mit radikulärer Kompression eine Behandlungsoption darstellen kann. Obwohl für den Patienten der Schmerz als Entscheidungsrichtlinie zu gelten scheint, ist der Patient bei akuten Paresen größeren Ausmaßes über eine primäre operative Dekompression unbedingt aufzuklären.