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Femoroacetabuläres Impingement bei Patienten mit Coxarthrose: Häufigkeit des radiologischen Vorkommens bei primärer Hüftendoprothetik
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Das femoroacetabuläre Impingement (FAI) des Hüftgelenkes ist eine aktuell viel diskutierte Pathologie. Insbesondere durch die Arbeitsgruppe von Ganz wurde das Krankheitsbild beschrieben und ein Augenmerk auf das FAI als eine häufige Ursache der Coxarthrose gelenkt (vgl z.B. Ganz et al. 2003 Clin Orthop Relat Res 417:112-120). Im Rahmen dieser Arbeit wurde untersucht, in welcher Häufigkeit bei Patienten, die mit einer primären Hüftprothese versorgt wurden, radiologische Zeichen eines FAI vorlagen.
Methodik: Es wurden für diese retrospektive Untersuchung die Röntgenbilder von 100 Patienten, welche im Jahr 2004 bzw. 2005 mit einer primären Hüftprothese versorgt wurden, ausgewertet. Neben der Erfassung der Diagnose wurde auf den axialen Röntgenbildern der Winkel alpha (als Maß für das femorale Offset bzw. Vorliegen einer pistol-grip Deformität) gemessen: Hierzu wurde ein Kreis um den Kopfmittelpunkt gelegt und vom Zentrum des Hüftkopfes eine Linie zu dem Punkt gezogen, an dem die Sphärizität des Hüftkopfes endet und dieser in den Schenkelhals bzw. den anterioren "bump" einer vorliegenden pistol-grip Deformität übergeht. Der Winkel zwischen dieser Linie und der Längsachse des Schenkelhalses wurde gemessen (vgl. Eijer et al 2001 Hip Int 11:37-41). Als grenzwertig werden Winkel zwischen 40 und 50 Grad angesehen, als pathologisch im Sinne einer pistol grip Deformität wurde ein Winkel >50 Grad bewertet. Gleichzeitig wurde der CE-Winkel in der Beckenübersichtsaufnahme gemessen und das "cross-over" sign als Zeichen einer Retroversion des Acetabulums ausgewertet (vgl. Reynolds et al 1999 JBoneJointSurgBr; 81B:281-8
Ergebnisse: Von den 100 ausgewerteten Hüftgelenken bestand bei 56 eine bekannte Ätiologie die zum Gelenkersatz führte: Dysplasie, Hüftkopfnekrose, posttraumatische Arthrose und entzündliche Gelenkerkrankungen. Die verbleibenden 44 Gelenke wurden in der oben angegebenen Weise ausgemessen. Es zeigten sich in 36 (82% dieser Gruppe und 36% der Gesamtgruppe) radiologische Zeichen des FAI, in allen diesen Fällen wurde ein alpha Winkel >50 Grad gemessen.
Schlussfolgerung: FAI ist eine häufige Pathologie; geschätzt wird eine Prävalenz von 10-15% (vgl Leunig et al Orthopäde 12/2005 online-publ.). Die Häufigkeit eines FAI als Ursache einer zum Gelenkersatz führenden Coxarthrose ist jedoch noch wenig untersucht. In der vorgelegten Studie zeigen sich bei mehr als 80% der Patienten mit "idiopathischer" Arthrose und bei mehr als 30% des Gesamtkollektivs deutliche Zeichen eines FAI im präoperativen Röntgenbild. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um zu klären, ob das FAI der Arthrose vorausgeht und eine kausale Rolle in der Arthroseentwicklung spielt. Das Krankheitsbild des FAI scheint jedoch unser Verständnis der "idiopathischen" Coxarthrose deutlich zu erweitern. Die Therapie des FAI wird wahrscheinlich in der Prävention der Coxarthrose eine zunehmende Bedeutung einnehmen.