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Rekombinanter Faktor VIIa (NovoSeven) stabilisiert Hämostase bei Massenblutungen polytraumatisierter Patienten mit Beckenfrakturen
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Einleitung: Die schnelle Reduktion des Blutverlustes und des Transfusionsbedarfes ist bei Massenblutungen traumatologischer Beckenfrakturen das primäre Behandlungsziel. Trotz chirurgischer Stabilisierung und Embolisation kommt es im Verlauf oft zu einer generalisierten, lebensbedrohlichen Koagulopathie, die durch konventionelle Transfusionsmassnahmen nicht kontrolliert werden kann. Es resultiert daraus zusammen mit den schweren Begleitverletzungen eine hohe Morbidität und Mortalität. Das Management der Massenblutung ist daher eine klinische Herausforderung. Aufgrund seiner spezifischen Wirkung, die nur am Ort einer Gewebsverletzung einsetzt, unterscheidet sich rFVIIa deutlich von den anderen Gerinnungsfaktorpräperaten und stellt ein neues Wirkprinzip bei der Behandlung von Blutungskomplikationen unterschiedlicher Genese dar. In dieser Studie wurde die Effizienz und Sicherheit von rFVIIa bei polytraumtisierten Patienten mit Beckenfrakturen untersucht.
Methoden: Im Zeitraum 01/2002 bis 12/2005 wurden 26 in unserer Klinik behandelte polytraumatisierte Patienten (ISS zwischen 32-50) mit Koinzidenz von Massenblutung und Beckenfraktur in einer retrospektiven Studie untersucht. Weiteres Einschlusskriterium in die Studie war die Gabe von mindestens 8 Erythrozytenkonzentraten. Bei durchgeführter Infusions- und Transfusionstherapie sowie chirurgischer Intervention wurde bei anhaltender Blutung bei 13 Patienten der rekombinante Faktor VIIa appliziert. Vor und nach der Gabe von rFVIIa wurde der Gerinnungsstatus, Kreislaufparameter und Transfusionsmenge dokumentiert. Als Vergleichsgruppe wurden 13 polytraumatisierte Patienten mit Beckenfrakturen, Massenblutungen und vergleichbarem ISS ohne Gabe von rFVIIa einer matched-pair-Analyse unterzogen.
Ergebnisse: Bei vergleichbarem Traumamanagement konnte der Transfusionsbedarf in den ersten 24 Stunden durch die Gabe von rFVIIa um 56% (Vergleichsguppe 44%) und damit signifikant (p < 0,05) gesenkt werden. Eine Gabe von NovoSeven innerhalb der ersten 10 Stunden nach Hospitalisation senkte den Transfusionsbedarf um 68%, eine Gabe innerhalb der ersten 3 Stunden nach Hospitalisierung senkte den Transfusionsbedarf um 72%. Wir konnten keine thrombembolischen Komplikationen beobachten. Eine Zweit- oder Drittgabe brachte keine weitere Verbesserung der Hämostase. Bei initial schwer azidotischen und anämischen Patienten scheint rFVIIa keine Wirkung zu haben.
Schlussfolgerungen: NovoSeven ist gerade bei frühzeitiger Gabe eine wertvolle Therapieoption in der Behandlung traumatologischer Massenblutungen wie sie bei Beckenfrakturen im Polytrauma auftreten.