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Evaluation der indirekten Kosten durch Arbeitsunfähigkeit nach Hüft- und Knie-Endoprothetik aus Perspektive der Kostenträger
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Neben den direkten Kosten (DRG) fallen für die Kostenträger bei Erstattung endoprothetischer Maßnahmen indirekte Kosten an; hier sind vor allem Arbeitsunfähigkeits-(AU-) bedingte Zahlungen an den Arbeitgeber eines Patienten von ökonomischer Relevanz, sobald der Patient länger als sechs Wochen Krankheits-bedingt dem Berufsalltag entfällt. Um die hieraus für die Hüft- und Knie-Endoprothetik erwartbaren Kostendimensionen abzuschätzen, wurden eine retrospektive Längsschnittstudie zur Evaluation der AU-Dauern nach Operation sowie eine Querschnittsstudie zur unverzerrten Evaluation des Anteils noch im Berufsleben verbleibend erwartbarer Patienten implementiert.
Methoden: Von der Klinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Dresden wurden alle Patienten, welche im Zeitraum 03/2005 bis 06/2005 einem Hüft-endoprothetischen Eingriff unterzogen wurden, retrospektiv zur postoperativen AU-Dauer (inklusive durch rehabilitative Maßnahmen bedingte AU-Zeiten) befragt. Ergänzend wurden in einer Querschnittsstudie im Oktober 2005 alle stationären Endoprothetik-Patienten der Klinik zu ihrem aktuellen und postoperativ erwartbaren beruflichen Status befragt. Über online-Informationen zu Brutto-Durchschnittsgehältern wurden entlang der von den Patienten berichteten Berufsgruppen AU-bedingt erwartbare Tageskosten [€] für die noch im Berufsleben stehenden Patienten approximiert; aus Perspektive der Krankenkassen wurde von einer Erstattungspflicht ausgegangen, falls eine individuelle AU-Dauer von mehr als sechs Wochen berichtet wurde.
Ergebnisse: In der Querschnittstudie haben 6 von 31 Patienten (19%), in der Längsschnittsstudie 44 von 116 Befragten (37%) eine erwartbare Rückkehr in den Arbeitsalltag berichtet. Von letzteren Patienten haben 25% eine AU-Tageszahl von 119 Tagen oder mehr berichtet (Maximum 519 Tage). 29% der Befragten haben einen Beruf mit Brutto-Durchschnittgehalt zwischen 1000 – 2000 € berichtet, 57 % zwischen 2000 – 3000 € und 14% darüber. Durch proportionale Hochrechnung der AU-bedingten indirekten Kosten resultierte aus dem Gesamtkollektiv (n=147 Patienten) der Querschnitts- und Längsschnittstudie ein Gesamtvolumen von 375.789 €; eine Sensitivitätsanalyse auf Basis der AU-Tagesverteilung aus der Längsschnittstudie hat ferner eine maximal erwartbare indirekte Kostensumme von 398.414 € aus Perspektive der Kostenträger demonstriert.
Schlussfolgerung: Die Hüft- und Knie-endoprothetische Versorgung von 147 gesetzlich krankenversicherten Patienten bedeutet ein direktes Kostenvolumen von 1.002.540 € (DRG) für die Kostenträger. Hierzu stehen für die gesetzlichen Krankenversicherer jedoch beim gleichen Kollektiv noch indirekte Kosten von bis zu 398.414 € zu erwarten; im Extremfall stellen die indirekten Kosten aus Sicht der Kostenträger auf der Basis der oben beschriebenen Daten also eine Zusatzbelastung von bis zu 40% gegenüber den direkten Kosten dar.