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Versorgung der proximalen Tibiakombinationsfraktur mit dem Tibia-LISS
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Die proximale epi-meta-diaphysäre Tibiakombinationsfraktur ist eine seltene und komplexe Verletzung. Sie entsteht hauptsächlich durch Hochrasanztraumata und ist in großer Prozentzahl mit höhergradigen Weichteilschäden und Bandverletzungen des Kniegelenks vergesellschaftet. Probleme bereiten bei der operativen Versorgung die sichere metaphysäre Implantatverankerung bei ausgeprägter Tendenz des proximalen Fragmentblocks zur sekundären Dislokation und der vorbestehende Weichteilschaden. Ziel muß die Rekonstruktion der Gelenkfläche, die dauerhafte Retention der korrekten Länge, Achse und Rotation bei übungsstabiler Versorgung und ein weichteilschonendes OP-Verfahren sein. Mit der prospektiven klinischen Studie soll untersucht werden, ob das winkelstabile Tibia-LISS (Less Invasive Stabilization System) geeignet ist, diese Kriterien zu erfüllen.
Methoden
Seit 01/2002 werden alle Frakturen, die die Kriterien der epi-meta-diaphysären Kombinationsfraktur - Verletzung von mindestens zwei der drei Knochenabschnitte- erfüllen, operativ durch das Tibia-LISS definitiv osteosynthetisch stabilisiert. Es erfolgt eine klinische und radiologische Nachuntersuchung der Patienten nach 6 und 12 Wochen und anschließend im 3-monatigen Abstand.
Ergebnisse
15 Patienten mit proximaler Tibia-Kombinationsfraktur wurden durch das Tibia-LISS im Zeitraum 1/2002 - 12/2003 versorgt. Bei 3 Patienten bestand die Fraktur als Monoverletzung, 4 Patienten waren mehrfachverletzt und 8 Patienten polytraumatisiert. 5 Frakturen waren offen. 13 mal wurde primär eine temporäre Ruhigstellung durch einen gelenkübergreifenden Fixateur externe angelegt, in 10 Fällen wurde bei Kompartmentsyndrom die primäre Dermato-Fasziotomie durchgeführt. Bei der definitiven Versorgung mußte der Tibiakopf in 10 Fällen durch zusätzliche laterale Schraubenosteosynthesen versorgt werden, 3 additive dorsomediale Abstützplatten wurden appliziert. 5 mal wurden Bandverletzungen des Kniegelenks mitversorgt. Rekonstruktive Weichteileingriffe waren bei 4 Patienten notwendig. Alle Patienten wurden bei übungsstabiler Versorgung frühfunktionell nachbehandelt, wenn möglich mit 20 kg Teilbelastung der verletzten Extremität. Vollbelastung wurde allen Patienten nach 12 Wochen gestattet. Postoperativ entwickelten 2 Patienten Infekte, die durch serielle Revisionen und eine frühzeitige Metallentfernung zur Ausheilung kamen. Wir sahen keine Implantatlockerung und -bruch, es kam zu keiner sekundären Frakturdislokation und Achsabweichung. Die knöcherne Konsolidierung war bei allen Patienten nach spätestens 6 Monaten erreicht. 3 Patienten zeigten Valgusfehlstellungen von 5-10°.
Schlussfolgerungen
Das Tibia-LISS ist ein geeignetes Verfahren zur Versorgung der proximalen Tibiakombinationsfraktur. Es bietet eine hohe Primärstabilität gerade im problematischen metaphysären Bereich, kann weichteilschonend geringinvasiv appliziert werden und ermöglicht eine problemlose Frakturkonsolidierung ohne sekundären Korrekturverlust bei akzeptabler Komplikationsrate.