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Welche Bedeutung haben winkelstabile Implantate im Bereich des distalen Unterschenkels und des Pilon tibiale
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Text
Fragestellung
Nach guten Erfahrungen beim Einsatz von multidirektionalen Fixateur-interne-Platten-Systemen an den Extremitäten sowie der Wirbelsäule wurde ein Verriegelungsmarknagel für die Tibia entwickelt, dessen Schrauben eine multidirektionale Winkelstabilität aufweisen. Es werden die ersten klinischen Ergebnisse des winkelstabilen Unterschenkelnagels dargestellt.
Methoden
Es wurde ein solider unaufgebohrter Unterschenkelnagel verwandt, der die Winkelstabilität durch eine Gewindeverbindung einer dreistufigen Verriegelungsschraube und einer Lippenkonstruktion im Verriegelungsloch des Nagels erzielt. Die Implantationstechnik unterscheidet sich nicht von herkömmlichen Nagelsystemen. Von 2/02-7/03 wurden 17 Patienten (8 Frauen und 9 Männer im Durchschnittsalter von 51,8 J.) mit diesem Implantat behandelt. Es handelte sich um 6 Korrekturosteotomien, 2 Pseudarthrosenbehandlungen sowie um 6 primäre und 3 sekundäre Frakturstabilisierungen als Umstieg vom Fixateur externe.
Ergebnisse
Alle Patienten wurden nachuntersucht. Postoperative Komplikationen traten nicht auf, insbesondere keine Infekte oder primäre Implantatversagen. In 6 Fällen fand sich trotz Vollbelastung radiologisch eine verzögerte Knochenbruchheilung, die zu einer Dynamisierung des Marknagels führte und in einem Fall eine sek. Spongiosaplastik nach sich zog. In 1 Fall wurde auf ein Fixateur-interne-Platten-System mit autologer Spongiosaplastik umgestiegen nach insgesamt 5 frustranen Voroperationen, um die Heilung sicherzustellen. Im Anschluß kam es in allen Fällen zu einer knöchernen Durchbauung. Sämtliche Korrekturen heilten ohne Stellungsverlust aus und die angestrebten Korrekturen (bis zu 40° Rotation) konnten realisiert werden. Spätinfekte traten nicht auf. Funktionell fanden sich an Knie- und oberen Sprunggelenken keine Defizite.
Schlussfolgerungen
Die ersten Erfahrungen mit dem winkelstabilen Unterschenkelnagel bestätigen die experimentell nachgewiesene hohe Stabilität des Systems bei der Versorgung von Frakturen und komplexen Fehlstellungen am Unterschenkel, insbesondere im metaphysärem Bereich. Es können sekundäre Stellungsverluste nach Derotationsosteotomien vermieden werden. Ob die hohe Festigkeit des winkelstabilen Nagelsystems zu einer verzögerten Knochenbruchheilung führen kann und eine frühzeitige Dynamisierung des Systems erforderlich macht, ist weiter zu untersuchen, so dass es zur Universalität des Systems ggf. noch weiterer Modifikationen bedarf.
Die multidirektionale Winkelstabilität gewährleistet aber eine hohe primäre Stabilität im metaphysären Bereich, die hier das Spektrum des Marknagels am Unterschenkel erweitert und eine höhere Sicherheit der Osteosynthese gewährleistet.