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Prospektive klinische Studie proximaler Tibiafrakturen nach LISS PT Stabilisierung unter besonderer Berücksichtigung von komplikationsbehafteten Heilverläufen
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Fragestellung
Zur Versorgung proximaler Tibiafrakturen wird seit 6 Jahren verstärkt das LIS-System PT als anatomisch vorgeformter, extramedullärer Fixateur intern verwandt. Problematisch erwiesen sich Heilverläufe bei einfachen meta-/diaphysären Frakturen. In einer gezielten Betrachtung aus einem prospektiv erfaßten Patientengut, wird eine besondere Gewichtung auf komplikationsbehaftete Heilverläufe gerichtet.
Methoden
Insgesamt wurden von Juli 1998 bis März 2002 45 Frakturen bei 44 Patienten mit diesem neuen System stabilisiert und prospektiv nachuntersucht. Das durchschnittliche Alter der behandelten Patienten lag bei 43,2 Jahren. Der Nachkontrollzeitraum betrug 12 Monate bis 5 Jahre. Die Einschlusskriterien umfassten proximale extraartikuläre, sowie intraartikuläre Tibiafrakturen aller Schweregrade. Insgesamt wurden 27 proximale Tibiafrakturen (AO 41) und 18 meta/diaphysären Frakturen versorgt (AO 42), bei 18 Frakturen lag ein offener Weichteilschaden vor.
Ergebnisse
Bei einer Nachkontrollrate von 84% (38 Fälle) zeigte sich eine sichere klinische und radiologische Konsolidierung der Frakturen in 93% (35/38) der Fälle. Bei zwei Patienten war die Fraktur nur partiell durchbaut ohne Zeichen einer Implantatlockerung. In einem weiteren Fall kam es bei fehlender Durchbauung im meta-diaphysären Übergang zu einem Implantatbruch. Radiologisch zeigte sich in fünf Fällen eine Varusfehlstellung, wovon eine 9° Grad beträgt, die restlichen vier betragen 5° Grad. In zwei weiteren Fällen trat eine Valgusfehlstellung (5 und 7 Grad) auf. Es traten 2 Verkürzungen und 2 Verlängerungen der Unterschenkel von jeweils 1 cm auf. Die anderen Fälle heilten ohne Fehlstellung aus. Eine Implantatlockerung von monokortikalen Schrauben am distalen Hauptfragment wurde mit bikortikalen konventionellen Schrauben erneut stabilisiert. Bei einem Patient mit schwerstem offenen Weichteilschaden kam es zu einer Weichteilinfektion, die aber mit chirurgischen Maßnahmen bei liegendem Implantat folgenlos ausheilte. Drei Patienten litten an einer posttraumatischen Peronäusläsion, zwei andere entwickelten eine posttraumatische Gonarthrose. Insgesamt wurden in 59% der nachuntersuchten Fälle ein erschwerter Heilverlauf dokumentiert. Implantatassozierte Probleme bestanden insbesondere durch das subkutane, laterale Auftragen der LISS am Tibiakopf. Die erreichten Scores nach Lysholm lagen im Mittel bei 82 Bewertungspunkten, der prä- und postoperative Vergleich mit dem Tegner – Score ergab eine durchschnittliche Erniedrigung von nur einem Bewertungspunkt.
Schlussfolgerungen
Das LISS PT ermöglicht die minimal invasive Stabilisierung von intra- und extraartikulären Frakturen der proximalen Tibia. Bei Frakturformen die den diaphysären Bereich einbeziehen zeigten sich verzögerte Frakturheilungen bei zu rigider Fixation. Hier erweißt es sich als Nachteil das keine sekundäre axiale Dynamisierung des Implantates möglich ist. Um eine Weichteilirritation am lateralen Bandapparat zu vermeiden muß auf eine exakte Implantatlage am Tibiakopf geachtet werden.