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Winkelstabile, anatomisch adaptierte Platten: die universelle Lösung in der Versorgung von Tibiakopffrakturen?
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Ziel der Untersuchung war es, zu interpretieren, in wie weit die Einführung der winkelstabilen Implantate (LISS/LCP) in der Versorgung von Tibiakopffrakturen zu einer Änderung der OP-Technik (Lobenhoffer P. Unfallchirurg Dez. 97) (Verzicht auf posteromediale Abstützung instabiler Frakturen) sowie der implantatbezogenen Komplikationen geführt hat.
Methoden
In einer prospektiven, nicht randomisierten Studie wurden von 08/02 bis 09/03 39 Tibiakopffrakturen in unserer Klinik chirurgisch versorgt (freie Indikationsstellung durch Operateur). Einschlusskriterien: alle OP-pflichtigen Tibiakopffrakturen (17 Plateau-, 22 Luxationsfrakturen). Untersuchungsparameter: Frakturtyp nach AO/Moore, Alter, Osteosynthesetechnik, WT-Schaden, implantatbezogene Komplikationen. Beobachtungszeitraum: knöcherne Konsolidierung. Statistik: Student-t-Test, Signifikanzniveau p£0,05.
Ergebnisse
Die Gruppen waren vergleichbar in der Anzahl der Frakturen, Notfallversorgung, Komplikationsraten sowie der Indikationsstellung bis Typ AO 41-B3 der Plateau-bzw. Typ Moore II der Luxationsfrakturen. Unterschiede bestanden im Durchschnittsalter der Patientengruppen (A: 43,3 Jahre versus B: 50,1 Jahre) sowie der ausschließlich winkelstabilen Versorgung der höhergradigen Plateau- (Typ 41-C1) und Luxationsfrakturen (Moore V). Implantatbezogene Komplikationen traten in beiden Gruppen lediglich bei den Luxationsfrakturen auf. In 2 von 8 Fällen der Gruppe A erfolgte nach sekundärer Dislokation ein Verfahrenswechsel auf winkelstabile Implantate mit folgender Ausheilung. In 4 von 14 Fällen der Gruppe B, welche ausschließlich bei den Typ Moore V-Frakturen nach alleiniger lateraler Versorgung mit dem LISS auftraten (50% Komplikationsrate), kam es 2x zum Spätinfekt mit Ausheilung nach Implantatentfernung und Verfahrenswechsel auf den Fixateur externe sowie 2x zur sekundären Dislokation. Eine zusätzliche posteromediale Stabilisierung nach konventioneller Technik führte zur knöchernen Durchbauung.
Schlussfolgerungen
Während bei den monokondylären Tibiakopffrakturen kein Unterschied der konventionellen versus winkelstabilen Osteosynthese zu verzeichnen war, scheint letztere insbesondere in der Versorgung der bikondylären Plateau- und der Moore I-II-Frakturen eine bessere Stabilisierung und niedrigere Komplikationsraten aufzuweisen.
Zur Versorgung der höhergradigen Luxationsfrakturen wie der Moore V-Fraktur, erscheint die alleinige laterale winkelstabile Osteosynthese nicht ausreichend, sondern die zusätzliche posteromediale Abstützung entsprechend der konventionellen Technik erforderlich.