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Der Einfluß des Bohrmehls auf die Frakturheilung: eine vergleichende Untersuchung der drucklosen Markraumbohrung mit dem 'Reamer-Irrigator-Aspirator' (RIA, Synthes©) und dem Synream System (Synthes©)
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
In früheren Studien konnte der Nachweis erbracht werden, daß Bohrmehl nach aufgebohrter Marknagelung vitale Zellen enthält, aus denen sich Knochenzellen differenzieren können. In früheren experimentellen Studien konnte eine Verbesserung der Frakturheilung durch Implantation von Bohrmehl nachgewiesen werden. Das neu entwickelte 'Reamer-Irrigator-Aspirator' (RIA) hat die Möglichkeit biologisch aktives Bohrmehl zu sammeln.Diese Studie wurde durchgeführt um die Qualität der Frakturheilung und die Unterschiede der Kallusbildung nach Bohrmehlimplantation zu untersuchen.
Methoden
Es wurden 24 adulte Schweizer Bergschafe mit einem durchschnittlichen tibialen Markraum von 8-9 mm ausgewählt (Tierversuchsbewilligung GR 11/2002). Der Markraum wurde auf 11 mm aufgebohrt. In der Gruppe A und B wurde das RIA System für den Aufbohrvorgang verwendet, demgegenüber wurde der Bohrvorgang in der Gruppe C mit dem Synream System (Synthes©) durchgeführt. Es wurde ein Defekt von 8mm an der Tibia hergestellt und der Frakturspalt wurde mit einem Verriegelungsnagel (UHN, Ø 9,5 mm) stabilisiert. In der Gruppe A wurde der Defekt nicht aufgefüllt. In der Gruppe B wurde der Defekt mit vitalem Bohrmehl aufgefüllt und in Gruppe C erfolgte ebenso keine Defektfüllung. Standartisierte Röntgenaufnahmen wurden unmittelbar postoperativ und nach 2,4 und 6 Wochen angefertigt. Nach einem Beobachtungszeitraum von 6 Wochen wurden die Tiere euthanasiert. Nach Implantatentfernung erfolgte die biomechanische Testung (Steifigkeit) der Frakturheilung durch die MTX Bionix 858 (MTS System Corp., Minneapolis, MN) und die Messung der Kallusbildung durch das Software Programm KS 400, Zeiss®, Deutschland. Die statistische Auswertung erfolgte durch den Kruskal-Wallis Test und den Kolmogorov-Smirnov Test.
Ergebnisse
Die Steifigkeit der Gruppe B (Defektfüllung, RIA) war signifikant größer als in der Gruppe A (Leergruppe, RIA) (MW: 1,2 Nm/° ±0,5370 Nm/° vs. 0,4816 Nm/° ±0,3602 Nm/°, p = 0,029). Gegenüber der Gruppe C (Leergruppe, Synream) war die Steifigkeit der Gruppe B hochsignifikant größer (MW: 1,2 Nm/° ±0,5370 Nm/° vs. 0,3093 Nm/° ±0,3038 Nm/°, p = 0,010). Zwischen den beiden Leergruppen (A,C) bestand keine Signifikanz. Die Kallusfläche nach 4 Wochen in der Gruppe B (Defektfüllung, RIA) ist gegenüber der Gruppe C (Leergruppe, Synream) signifikant größer (MW: 1042,54 mm² ±476,79 mm² vs. 405,60 mm² ±463,32 mm², p = 0,028). Zwischen den Gruppen A und B und zwischen A und C bestanden keine Signifkanzen.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen die Bedeutung der Bohrmehlimplantation bei der Therapie von Defektfrakturen. Nach Bohrung mit dem 'Reamer Irrigator Aspirator' Bohrsystem Synthes© konnte nach Defektfüllung eine Verbesserung der Frakturheilung in der biomechanischen Untersuchung nachgewiesen werden. Bei Defektfrakturen ist ein Einsatz des RIA Systems in der Klinik durchaus erfolgversprechend.