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Die kindliche Unteramschaftfraktur - Effizienzvergleich zwischen Platten- und Bündelnagelosteosynthese
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Für die Fraktur des kindlichen Unterarmes werden gegenwärtig noch immer sowohl die Plattenosteosynthese als auch die interne Stabilisierung angewandt. Für die interne Form der Osteosynthese können die Bündelnagelosteosynthese oder Prevot-Pinnung eingesetzt werden. Die biomechanischen Charakteristika dieser Verfahren sind unterschiedlich. Daher wurde die Effizienz der Bündelnagelung im Vergleich zu einem historischen Kollektiv mit Plattenosteosynthese analysiert.
Methoden
Im Zeitraum von 1981-2002 wurden 29 konsekutive Patienten (14 Mädchen, 15 Jungen, mittleres Alter 11,5 ± 3,2 Jahre) mit 30 kompletten Unteramfrakturen retrospektiv ausgewertet (EBM-Level III), bei denen eine Platten- (1981-1986, n = 16) oder eine Bündelnagelosteosynthese (seit 1986, n = 14) vorgenommen wurde. In 4 Fällen erfolgte die sekundäre operative Versorgung nach konservativem Therapieversuch und Dislokation. Es wurden Patienten in einem Alter unter 16 Jahren berücksichtigt. Für die Plattenosteosynthese wurde ausschließlich Kleinfragmentinstrumentarium verwendet. Zur Bündelnagelung wurden Rundnägel (1,5 - 2 mm) am Radius dorsal zwischen dem III. und IV. Strecksehnenfach (Tuberculum innominatum) aufsteigend und ulnar distal der Epiphysenfuge absteigend eingebracht.
Ergebnisse
Die durchschnittliche Konsolidierungszeit war für die Nagelung (3,7 ± 1,0 Monate) signifikant kürzer (p 0,001) als bei der Verplattung (5,0 ± 1,1 Monate). Bündelnagel: Keine Refrakturen. Kein Kind zeigte ein eingeschränktes Bewegungsausmaß. ME nach 6 ± 1 Monaten. Die für die Nagelung typische Lokomotion des Materials fanden wir in keinem der Fälle, bei einem Kind kam es allerdings zur Bursitis olecrani durch Irritation des zu langen Nagelendes. Platte: Bei zwei Patienten kam es nach ME zur Refraktur, in einem Fall zur nahezu vollständigen Ausdünnung beider Unterarmknochen i.S. der "Stress-Protection". Bei 5 der 16 verplatteten Patienten zeigte sich im Median nach 3,5 Monaten noch kein freies Bewegungsausmaß in allen Ebenen. Ein Kind bot nach auswärtiger Implantation einer Großfragmentplatte die Zeichen einer Volkmann-Ischämie mit Radialisparese. Infektionen, Pseudarthrosen oder Brückenkallus fanden sich in beiden Gruppen nicht. Keine Rotationsfehler.
Schlussfolgerungen
Die interne Osteosynthese scheint der Plattenosteosynthese hinsichtlich Refraktur- und Komplikationsrate sowie des postoperativen Bewegungsausmaßes überlegen. Biomechanisch weist die Bündelnagelung eine höhere Stabilität auf, die auch gegenüber der Prevot-Pinnung durch die zusätzliche nahezu vollständige pralle Auffüllung des Markraums nach Verspreizung der Nägel mit Rotationsstabilität erreicht wird. Dadurch kann gegenüber der reinen Pinnung eine noch frühere Vollbelastung erreicht werden. Die Plattenosteosysnthese ist dagegen aufgrund der "Stress-Protection" vermehrt durch Refraktur nach ME, verzögerte Frakturheilung und einen großen Operationszugang charakterisiert.