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Analyse von Einflußgrößen und Zeitachsen beim leichten Schädelhirntrauma.
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Das leichte Schädel-Hirn-Trauma (SHT) stellt mit etwa 10% eine häufige Verletzung in einer urbanen chirurgischen Notfallambulanz dar. Bei 5-10% dieser Patienten ist mit intracraniellen Läsionen zu rechnen, etwa 1% benötigen eine neurochirurgische Intervention. Aufgrund der uneinheitlichen Datenlage ist der Umfang der bildgebenden Diagnostik und die Dauer der Überwachung Gegenstand aktueller Diskussion. Ziel der Untersuchung ist neben der Validierung von Risikofaktoren die Überprüfung des seit 1998 in unserer Klinik implementierten Algorithmus.
Methodik
Im Rahmen einer prospektiven kontrollierten Untersuchung wurden alle Patienten mit leichtem SHT entsprechend dem Algorithmus diagnostiziert und therapiert. Bei Indikation zu einer craniellen Computertomographie (CCT) erfolgte die Erfassung von Unfallhergang, Glasgow Coma Scale (GCS), klinischen Befunden, klinischem Verlauf und Laborparametern (z.B. S-100B) sowie der zeitlichen Abläufe.
Ergebnisse
430 Patienten konnten innerhalb von 7 Monaten (05-12.2002) in die Untersuchung eingeschlossen werden. Bei 24 Patienten zeigte sich in der CCT ein pathologischer intracerebraler Befund (5,6% CI95 3,4-7,8%), bei 5 Patienten erfolgte bei operationspflichtiger Blutung eine Craniotomie (1,2% CI95 0,1-2,2%). Das Zeitintervall Aufnahme/CCT betrug bei unauffälligem Befund im Median 55 min (IQR 35-137 min) und war bei pathologischem intracerebralem Befund mit 41 min (IQR 32-52 min) signifikant verkürzt (p=0,005 Mann-Whitney-U). Aufgrund der geringen Fallzahl konnte in unserer Untersuchung bisher kein prädiktiver Faktor mit einer likelihood ratio über 10,0 identifiziert werden.
Schlussfolgerung
Auch bei leichtem Schädelhirntrauma besteht ein relevantes Risiko für eine operationspflichtige Blutung. Die beobachteten Zeitintervalle entsprechen nicht unseren eigenen Vorgaben und erfordern eine interdisziplinäre Analyse im Qualitätszirkel. Eine Reduktion der bisher notwendigen Computertomographien und stationären Überwachungen ist nur möglich, wenn eindeutige prädiktive Risikofaktoren oder Laborparameter in multitzentrischen Untersuchungen mit entsprechend hoher Fallzahl identifiziert werden.