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2-Jahres-Morbidität nach schwerer Monoverletzung des Beckens.
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
Text
Fragestellung
Stellen Monotraumata des Beckens harmlose Verletzungen dar?
Methodik
Prospektive Erfassung aller Becken- und Acetabulumfrakturen im Rahmen der Multicenter-Studie Becken II der DGU. Auswertung der Monoverletzungen klin. und radiologisch 2 Jahre nach Unfall.
Ergebnisse
Im Zeitraum von 3 Jahren (01.01.1998-31.12.2000) wurden 233 Becken-und Acetabulumfrakturen behandelt, hierunter fanden sich 94 Monoverletzungen (40,3%). Diese setzten sich aus 42 isolierten Beckenring-A-Frakturen zusammen, die mit Ausnahme einer retrosymphysären Blutung allesamt konservativ behandelt wurden und nicht Gegenstand dieser Untersuchung sein sollen. Die verbliebenen 52 Frakturen bestanden aus 18 Beckenring-B/C-Frakturen sowie 39 Acetabulumfrakturen und deren Kombination. Durchschnittl. ISS 9,8 ; Durchschnittsalter 57,4 J., Geschlechtsverteilung w : m = 21 : 32. Ursächlich fanden sich in 20 Fällen der Sturz aus mittlerer Höhe und erst an zweiter Stelle der Verkehrsunfall. 4 mal wurden primär neurologische Ausfälle diagnostiziert, 5 mal ein peripelvines Komplextrauma (ausschließlich BR-B/C-Fx). Klassifikation Beckenringverletzungen: 42 A-Fx, 13 B-Fx und 5 C-Fx. Die Acetabulumfrakturen verteilten sich auf 14 A-Fx, 10 B-Fx sowie 14 C-Fx. 14 Notfallversorgungen mittels Extension (nur bei Acet.beteiligung),1 mal Fix.ext. (open-book-Verletzung), einmal interventionsradiologische Blutstillung (a.pudenda). 30 der 53 Pat. wurden sekundär operativ versorgt, davon 11 der 21 BR-Fx (52,4%) sowie 20 der 30 Acet-Fx (67%). An postop. Kompl. nach BR-Op (18%) fanden sich keine Infekte, eine L5-Läsion sowie eine Sek.dislokation. Bei den operativ versorgten Acet.fx kam es zu 3 Infekten, 1 intraop. Gefäßverletzung sowie 1 intraop. Exitus letalis (fulminanten LE). 28 der 53 Pat. konnten 2 Jahre nach Unfall nachuntersucht werden mit einem mittleren Merle d'Aubigne Score von 15,3 (schlechteste Ergebnisse nach Acet.fx. In 7 Fällen fanden sich neurolog. Residuen, in 5 Fällen urolog. Probleme. PAO's zeigten sich in 4 Fällen (ausschließlich nach operativer Versorgung von Acet-Fx von dorsal). In 13 Fällen waren arthrot. Veränderungen des Hüftgelenkes sowie eine fortgeschrittene Hüftkopfnekrose, allesamt nur bei Acetabulumfx isoliert oder in Kombination mit BR-Fx zu verzeichnen.
Schlussfolgerung
Monoverletzungen im Becken-Acetabulumbereich mit nur geringem ISS können relevante Verletzungen mit letaler Bedrohung darstellen, auch wenn ursächlich die Hochrasanztraumen des Strassenverkehrs seltener auftreten. Peripelvine Komplextraumen treten vorzugsweise bei BR-B/C-Verletzungen auf, meist infolge von Verkehrsunfällen. Nach erforderlicher operativer Versorgung resultieren letztlich eine erhöhte Rate an persistierenden Schmerzen sowie neurologische und urologische Residuen. Bezüglich der funktionellen Ausheilung weisen die Acetfx aufgrund der Gelenkbeteiligung die schlechtesten Ergebnisse auf, unabhängig von der Frakturklassifikation.