Artikel
Hämopericard mit beginnender Pericardtamponade nach Marknagelosteosynthese einer Humerusfraktur
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 14. Oktober 2013 |
---|
Gliederung
Text
Zielsetzung: Die Migration von Kirschner-Drähten während der operativen Versorgung von Humerus- oder Claviculafrakturen nach intrathorakal wurde bereits in der Literatur mehrfach beschrieben. Unter anderem wird über Perforationen von Trachea, Herz und Aorta berichtet. In der vorgestellten Kasuistik möchten wir eine lebensbedrohliche Komplikation vorstellen, die nach Recherche der Literatur bisher nicht beschrieben wurde.
Methoden: Wir stellen eine 1944 geborene Patientin vor, die wir aufgrund eines unklaren Seropneumothorax notfallmäßig aus einem externen Krankenhaus übernahmen. Anamnestisch berichtet die Patienten von einer Marknagelosteosynthese bei Humeruskopffraktur am Morgen dieses Tages. Postoperativ bemerkte die Patientin ein thorakales Druckgefühl, weshalb eine Röntgenaufnahme angefertigt wurde. Im Gespräch mit dem Operateur berichtet dieser auf eingehende Nachfrage von einer temporären Dislokation des Kirschner-Führungsdrahtes nach intrathorakal („ist ein bisschen reingerutscht und ich hab ihn gleich wieder rausgezogen“) bei ansonsten unauffälligem OP-Verlauf. In der daraufhin durchgeführten CT zeigte sich neben dem bekannten Seropneumothorax zusätzlich ein Pericarderguss. Bei beginnender hämodynamischer Instabilität wird die Indikation zur sofortigen operativen Revision gestellt. Noch in der Einleitung kommt es zu einer therapierefraktären Kreislaufdepression.
Ergebnisse: Bei Notfallthorakotomie zeigte sich zunächst ein Hämothorax bei blutender Lazeration der Lunge. Aufgrund der Kreislaufdepression erfolgt die sofortige Pericardiotomie aus der sich ca. 200 ml Blut entleeren. Hiernach kommt es zur sofortigen Verbesserung der Kreislaufsituation trotz blutenden Defektes im linken Vorhof. Es erfolgte die Übernähung der Defekte. Der weitere Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Kardiale Arrhythmien wurden nicht beobachtet.
Schlussfolgerung: Die vorgestellte Kasuistik stellt eine lebensbedrohliche Komplikation einer Osteosynthese bei Humerusfrakur vor. Es zeigt sich, dass in Zeiten einer früh divergierenden Ausbildung in der Chirurgie auch die Kommunikation mit dem operierenden Kollegen anderer Fachdisziplinen in der Ursachenfindung von Komplikationen entscheidend sein kann. So zeigt sich, dass auch ein beiläufig erwähntes Detail durchaus einen akuten und lebensgefährdenden Zustand erklären kann, der ein rasches operatives Vorgehen in einem spezialisierten Zentrum erforderlich macht.