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Die präklinische Thoraxdrainage – eine risikoreiche Notfallmaßnahme?
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Veröffentlicht: | 19. September 2011 |
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Bei circa 10% aller Unfallopfer findet sich eine zusätzliche thorakale Beteiligung. Nach Datensichtung des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie sind über 60% der Polytraumatisierten mit einem Thoraxtrauma belastet. Durch dieses wird die Gesamtletalität verdoppelt, die ARDS-Rate sogar verdreifacht im Gegensatz zu Multitraumatisierten ohne thorakale Verletzung.
Die „Golden hour of shock“ ist progostisch auch entscheidend beim schweren Thoraxtrauma. Neben der Intubation gehört die präklinische Drainageneinlage in den Pleuraraum zu den vitalen Notfallmaßnahmen. Die Thoraxdrainage ist häufig bereits die definitive Therapie; durch die wieder mögliche Ausdehnung der Lunge sistiert in den meisten Fällen auch eine Blutung („Selbsttamponade“ der Lunge).
Die Technik der Draineinlage muss daher zum Repertoire jedes Notarztes gehören, der dies auch regelmäßig trainieren sollte. Nach Literaturangaben ist die Konplikationsrate bei Chirurgen am geringsten und nimmt bei nicht-chirurgisch geschulten Ärzten signifikant zu. Notärzte des Rettungshubschrauberstandort Christoph 20 in Bayreuth mussten im Zeitraum vom 1.1.2007 bis 31.12.2010 bei 49 Patienten präklinisch eine Drainage einlegen. Diese war überwiegend bei Verkehrsunfallopfern mit einem stumpfen Thoraxtrauma notwendig. 42 dieser Patienten wurden am Klinikum Bayreuth weiter versorgt, so dass eine Lagekontrolle des Drains mittels CT möglich war. Bei 6 Patienten war eine doppelseitige Entlastung der Pleurahöhle vonnöten, so dass bei insgesamt 48 Drainagen dem entsprechende CT-Befunde erhoben werden konnten. Bis auf 2 Ausnahmen wurden alle Drainagen in der sog. „Bülau-Position“ eingeführt. Insgesamt fanden sich bei 9 Fällen (19%) eine Fehllage, z.B. im Lungenparenchym. Anhand dieses Krankengutes sollen das Risikoprofil und technische Fehler dargestellt werden.