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VEXAS – Vorstellung einer Fallserie
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Das 2020 erstmalig beschriebene VEXAS-Syndrom wird den autoinflammatorischen Erkrankungen zugeordnet. Das Akronym VEXAS beschreibt typische Befunde, bzw. die Pathophysiologie des Syndrom-Komplexes.
In der Knochenmarksbiopsie zeigen sich charakteristische zytoplasmatische Vakuolen („V“) in den myeloiden und erythroiden Vorläuferzellen. Eine somatisch („S“) erworbene Mutation des X-chromosomal gelegenen Gens („X“) UBA1, das für das E1-Enzym („E“) codiert, ist ursächlich für die Erkrankung. Die verminderte Expression führt zu einer verringerten Ubiquitinierung von Proteinen und zur Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen. Folge ist ein autoinflammatorisches („A“) Krankheitsbild, welches größtenteils Männer in höherem Lebensalter betrifft.
Methoden: Wir präsentieren hier eine Fallserie von 6 Patienten mit dem Ziel die heterogene klinische Ausprägung zu beschreiben und bei aktuell fehlendem Therapiestandard die unterschiedlichen therapeutischen Möglichkeiten darzustellen.
Ergebnisse: Alle Patienten waren männlich und zwischen 72 und 79 Jahren alt. Alle wiesen erhöhte systemische Entzündungsparameter und eine ursächliche Mutation im UBA1-Gen auf. Bei allen Patienten fanden sich im Knochenmark die typischen Vakuolisierungen.
Die Patienten hatte alle langjährige Vordiagnosen. Im Mittel wurde 4,5 Jahre nach Symptombeginn die Diagnose des VEXAS-Syndroms gestellt.
Alle Patienten erhielten bereits vor Diagnosestellung des VEXAS-Syndroms immunsuppressive Therapien. Bei allen Patienten wurde die Therapie nach Diagnose-Stellung unter Berücksichtigung des klinischen Phänotyps angepasst. Diese umfasste neben Colchizin (welches überbrückend eingesetzt wurde), MTX, Interleukin-1-Inhibitoren, den JAK-Inhibitor Baricitinib und Azacitidin.
Schlussfolgerung: Es können zwei unterschiedliche Therapie-Ansätze unterschieden werden: die Eradikation von Zellen mit der UBA1-Mutation und die Blockader der inflammatorischen Zytokinkaskade. Erstere kann mittels Zytostatika (z.B. Azacitidin) oder der kurativen Stammzelltransplantation erreicht werden. Der Einsatz von Glucocortikoiden und Immunsuppressvia (z.B. Interleukin-Antagonisten und JAK-Inhibitoren) zielt auf Krankheitskontrolle durch Blockierung der proinflammatorischen Zytokine ab.
Wir behandelten die Patienten mit manifestem und transfusionsbedürftigem MDS mit Azacitidin und die Patienten mit vordergründig inflammatorischem Phänotyp mit Interleukin-1-Inhibitoren.
Zukünftig muss erfasst werden, wie lange die Patienten unter suffizienter Symptomkontrolle auf diesen Therapien verbleiben können, um die Effektivität der unterschiedlichen Therapien beurteilen und hieraus Therapieempfehlungen in Abhängigkeit von der Krankheitsausprägung ableiten zu können.
Offenlegungserklärung: Die Autoren geben an, dass kein Interessenskonflikt besteht.
Literatur
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