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Deutscher Rheumatologiekongress 2024

52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)
38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

18.09. - 21.09.2024, Düsseldorf

IL-6 Hemmung mit Tocilizumab versus Tumornekrosefaktor α-Hemmung bei polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis. 36-Monats-Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit aus einer Vergleichsstudie des BIKER-Registers

Meeting Abstract

  • Ariane Klein - Kinderklinik Sankt Augustin, Sankt Augustin; Medizinische Fakultät Universität Köln, Köln
  • Angela Zimmer - Kinderklinik Sankt Augustin, Sankt Augustin
  • Anton Hospach - Klinikum Stuttgart Olgahospital, Stuttgart
  • Frank Weller-Heinemann - Klinikum Bremen Mitte, Bremen
  • Christiane Reiser - Kinderklinik Universität Tübingen, Tübingen
  • Jasmin B. Kümmerle-Deschner - Kinderklinik Universität Tübingen, Tübingen
  • Maria Fasshauer - Klinikum Sankt Georg, Leipzig
  • Kirsten Minden - Charité, Berlin
  • Ivan Foeldvari - Hamburger Zentrum für Kinderrheumatologie, Hamburg
  • Christoph Rietschel - Clementine Kinderklinik, Frankfurt
  • Daniel Windschall - St. Josef Stift Sendenhorst, Pädiatrische und Adoleszenten Rheumatologie, Sendenhorst; Medizinische Facultät Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle-Wittenberg
  • Ralf Trauzeddel - Helios Klinik Berlin-Buch, Berlin
  • Markus Hufnagel - Universitäts-Kinderklinik Freiburg, Freiburg
  • Dirk Föll - Universitäts-Kinderklinik Münster, Münster
  • Rainer Berendes - Klinikum St. Marien, Landshut
  • Gundula Böschow - Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, Cottbus
  • Prasad Thomas Oommen - Universitäts Kinderklinik Düsseldorf, Düsseldorf
  • Frank Dressler - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • Gerd Horneff - Kinderklinik Sankt Augustin, Sankt Augustin; Medizinische Fakultät Universität Köln, Köln

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2024, 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immmunologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), 38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). Düsseldorf, 18.-21.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocKI.22

doi: 10.3205/24dgrh129, urn:nbn:de:0183-24dgrh1295

Veröffentlicht: 18. September 2024

© 2024 Klein et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Tocilizumab (TCZ) ist seit 2013 für die Behandlung der polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) zugelassen. Es liegen nur wenige Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit/Sicherheit bei Langzeitbehandlung vor.

Methoden: BIKER WA 29358 ist eine multizentrische, beobachtende Kohortenstudie, die Patienten mit polyartikulärer JIA in Deutschland einschließt, die zwischen 2015 und 2020 eine Behandlung mit TCZ oder einem zugelassenen TNF-Inhibitor (TNFi) begannen. Parameter für das Therapieansprechen waren die JADAS-10-basierte inaktive Erkrankung, sowie niedrige Krankheitsaktivität nach 12, 24 und 36 Monaten. Die Sicherheit wurde anhand von Raten unerwünschter Ereignisse (AE) beurteilt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 342 Teilnehmern (TCZ, n=171; TNFi, n=171) rekrutiert, für die nun 3-Jahresdaten vorliegen. TCZ wurde bei der Mehrheit der Patienten (84%) als Zweitlinien-Biologikum eingesetzt, während TNFi meist Erstlinien-Biologika waren (86%). Daher waren die Patienten, die mit der Behandlung mit TCZ begannen, älter und hatten eine längere Krankheitsdauer. Zu Beginn der Studie erhielten deutlich mehr Patienten TCZ intravenös (72,5%) als subkutan (27,5%); dies änderte sich im Laufe der Studie (intravenös 43%/subkutan 57%). Bei Patienten unter Therapie (PPP) war der Anteil in den TCZ/TNFi-Behandlungsgruppen, die nach 36 Monaten eine inaktive Erkrankung nach JADAS-10 erreichten 86/45% in der Erstlinienbehandlung und 57/50% bei Patienten in der Zweitlinienbehandlung. Mindestens Zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität (LDA) nach JADAS-10 wurde bei 100/68% der Erstlinien- und 77/88% der Zweitlinien-Nutzer von TCZ/TNFi erreicht. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen subkutaner und intravenöser Verabreichung von TCZ festgestellt bezüglich der Raten mit JADAS-10 inaktiver Erkrankung und niedriger Krankheitsaktivität.

Die Sicherheit wurde anhand der gemeldeten Nebenwirkungen bewertet (Tabelle 1 [Tab. 1]): 128 (75%) Patienten in der TCZ-Kohorte und 126 (74%) Patienten in der TNFi-Kohorte berichteten mindestens 1 AE. Die AE-Rate war in beiden Kohorten ähnlich (85 vs. 76/100 Patientenjahre (PJ), RR 1,1 (95%CI 0,96–1,3), Wald-Test), aber die Rate der schwerwiegenden AE war in der TCZ-Kohorte höher (3,9 vs. 1,1/100 PY; RR 3,6 (95%CI 1,3–10). Es wurde keine opportunistische Infektion gemeldet. Zytopenien traten in der TCZ-Kohorte häufiger auf (RR 5,3 (95%CI 1,5–18,5)), Uveitis und Reaktionen an der Injektionsstelle waren in der TNFi-Kohorte häufiger (RR 0,2 (95%CI 0,07–0,84) und RR 0,65 (95%CI 0,3–1,5). In dieser Kohorte wurde während der gesamten Beobachtungszeit bisher kein Malignom oder Todesfall gemeldet. In der TCZ-Kohorte kam es in der Nachbeobachtungsphase nach 90 Tagen nach Absetzen von TCZ zu einer Schwangerschaft, bei der ein gesundes Kind geboren wurde. In der Kontrollkohorte wurden zwei Schwangerschaften dokumentiert: In einem Fall kam ein gesundes Kind zur Welt, im anderen Fall wurde die Schwangerschaft abgebrochen. In der TCZ- Kohorte wurde bei 110 Patienten (64%) die Behandlung beendet, bei 53 aufgrund mangelnder Wirksamkeit, bei 37 aufgrund einer Remission und bei 11 Patienten aufgrund von Unverträglichkeit.

Schlussfolgerung: In dieser Zwischenanalyse wurden die Behandlungsziele nach 36 Monaten Behandlung mit TCZ oder TNFi ähnlich häufig erreicht. TCZ wurde überwiegend als Biologikum der zweiten Wahl eingesetzt. Höhere Raten von inaktiver Erkrankung und minimaler Krankheitsaktivität wurden bei Erstlinienanwendung im Vergleich zur Zweitlinienbehandlung mit Biologika beobachtet. In der TCZ-Kohorte wurden mehr schwerwiegende unerwünschte Ereignisse gemeldet. Bislang wurden keine neuen Sicherheitssignale festgestellt. Die Beobachtung wird fortgesetzt.

Offenlegungserklärung: Das BIKER-Register wird durch unbeschränkte Zuschüsse von Abbvie, Chugai, MSD, Novartis, Pfizer und Roche unterstützt. Die Datenerhebung, -analyse und -veröffentlichung wird von den Sponsoren nicht beeinflusst und liegt in der vollen und alleinigen Verantwortung der Autoren.

Abbildung 1 [Abb. 1]