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Treat-to-target bei der polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis – eine Protokolle in der Kinderrheumatologie (PROKIND)-Studie
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Einleitung: Nationale und internationale Leitlinien fordern bei der polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) eine rasche und wirksame Therapie mit dem Ziel, so schnell wie möglich einen entzündungsfreien klinischen Zustand zu erreichen. Dennoch bleibt die Prognose vieler Patienten ungewiss, so dass eine Optimierung der Versorgungssituation notwendig erscheint. Das Ziel der PROKIND-Protokolle ist die Verbesserung und Harmonisierung von Diagnose, Überwachung, Behandlungsentscheidungen und Prognosen.
Methoden: Prospektive Treat-to-Target-Beobachtungsstudie bei Patienten mit polyartikulärer JIA während des ersten Jahres der Behandlung gemäß der PROKIND-Empfehlungen [1]. In dem vom GBA finanzierten Projekt wurden die Akzeptanz und die Ergebnisse verschiedener Behandlungspfade mit Treat-to-Target-Strategie bei polyartikulärer JIA untersucht. Patienten mit initialer Therapie mit Methotrexat bilden die Kohorte 1, Patienten mit zusätzlicher wiederholter intravenöser Kortikosteroid-Impulstherapie die Kohorte 2, Patienten mit gleichzeitiger intraartikulärer Kortikosteroidapplikation in mindestens 5 Gelenken oder mehrfach wiederholten Injektionen die Kohorte 3. Gemäß dem Step-up-T2T-Protokoll werden Biologika hinzugefügt, wenn die Ziele nicht erreicht wurden [1].
Ergebnisse: 129 pJIA-Patienten (RF+ Polyarthritis n=22, RF- Polyarthritis n=133) aus 23 pädiatrischen rheumatologischen Einrichtungen in Deutschland und Österreich wurden rekrutiert, 71/31/27 Patienten wurden der Kohorte 1/2/3 zugeordnet. Die Patienten der Kohorte 2 hatten eine höhere Krankheitsaktivität (JADAs10), höhere funktionelle Einschränkungen (CHADQ-DI) und höhere CRP- und ESR-Werte (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die mittlere JADAS10 zeigte einen Rückgang der Krankheitsaktivität von 16,4+/-6,1 auf 2,8+/-3,6, der Rückgang des CHAQ-DI von 1,0+/-0,8 auf 0,3+/-0,5 eine Verbesserung der funktionellen Kapazität. Auch Verbesserungen der Lebensqualität, Schmerzen und Müdigkeit waren nachweisbar. Eine JADAS-inaktive Erkrankung wurde bei 18,1% nach Monat 3, 47,7% nach Monat 6 und 66,7% nach Monat 12 erreicht.
Eine Eskalation zu einer Therapie auf Biologika-Basis erhielten 28/71 (38%) der Patienten in Kohorte 1 (nur MTX), 16/31 (52%) in Kohorte 2 (MTX+Steroidpulse) und 13/27 (48%) in Kohorte 3 (MTX+extensive i.v.-Steroide). 38%/53%/48% der Patienten in Kohorte 1/2/3 mussten auf ein erstes Biologikum umgestellt werden und 9%/13%/0% erhielten ein zweites Biologikum. Schließlich erreichten in Kohorte 1/2/3 insgesamt 72,4%/50,0%/69,2% eine inaktive Erkrankung (JADAS10≤2,7) und weitere 13,8%/33,3%/23,1% eine minimale Krankheitsaktivität (JADAS10 2,8-≤6) und 13,8%/16,7%/7,7% eine verbleibende mäßige Krankheitsaktivität (JADAS10 6,1-≤17), während niemand eine hohe Krankheitsaktivität hatte.
Schlussfolgerung: Durch einen zielgerichteten Behandlungsansatz wird eine dramatische Verbesserung der Krankheitsaktivität bei polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis erreicht. Bereits nach 12 Monaten wurde bei bis zu 70% der Patienten eine inaktive Erkrankung erreicht. Ein zusätzlicher Nutzen einer wiederholten Steroid-Impulstherapie oder umfangreicher intraartikulärer Steroidinjektionen war jedoch nicht zu erkennen. Aufgrund des Studiendesigns sind die Daten mit Vorsicht zu interpretieren.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Literatur
- 1.
- Horneff G, Klein A, Ganser G, Sailer-Höck M, Günther A, Foeldvari I, Weller-Heinemann F. Protocols on classification, monitoring and therapy in children's rheumatology (PRO-KIND): results of the working group Polyarticular juvenile idiopathic arthritis. Pediatr Rheumatol Online J. 2017 Nov 7;15(1):78. DOI: 10.1186/s12969-017-0206-9