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Individualisierte Sportberatung auf Basis einer Bewegungsdiagnostik (Beware) zur Förderung früher körperlicher Aktivität bei inaktivem Kinderrheuma – Teilergebnisse einer RCT Studie
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Einleitung: Die Juvenile Idiopathische Arthritis (JIA) kann auch bei leitliniengetreuer Versorgung zu irreversiblen Gelenkschädigungen und körperlicher Inaktivität führen [1]. Eine frühzeitig im Erkrankungsverlauf eingesetzte individualisierte Sportberatung auf Basis umfassender Bewegungsdiagnostiken (Beware) soll ein sicheres Sporttreiben ermöglichen und die motorischen Fähigkeiten der JIA-Patienten verbessern. Im Folgenden werden Teilergebnisse präsentiert.
Methoden: Der Einschluss erfolgte zu den Zeitpunkten t0 (aktive JIA) und t1 (minimale JIA-Krankheitsaktivität) (cJADAS10) mit nachfolgend 3, respektive 2 Messungen (t0, t1, t2) mit Befragungen u.a. zum Gesundheitszustand, sportmedizinischen und bewegungsdiagnostischen Untersuchungen (Deutscher Motorik-Test [2] und dreidimensionaler Bewegungsanalyse (3D-BA; u.a. Gehen mit dem Gait Deviation Index (Kinematik) [3])). In einem Mixed-Methods-Ansatz mit randomisiertem Kontrollgruppendesign wurde der Effekt der Intervention (individualisierte Sportberatung vs. Standard-Sportberatung) überprüft. Der Interventionszeitraum (t1–t2: 3–9 Monate) begann zum Zeitpunkt der inaktiven Krankheitsaktivität (t1). Zur Identifikation von Funktionsdefiziten (t0–t2) wurde ein explorativer Studienansatz gewählt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 125 (w=75/m=50; ø Alter=11,0 Jahre) neuerkrankte JIA-Patienten eingeschlossen. Die Interventionsgruppe zeigte bzgl. des primären Endpunktes Kraft (DMT-Kraft-Score; p=0,683) keine signifikanten Unterschiede zur Kontrollgruppe. Gleiches gilt in den Funktionsfähigkeiten Sportmotorik (DMT-Gesamt-Score; p=0,994) und Gehen (p=0,485).
Eine Risikostratifizierung verdeutlichte jedoch, dass die Interventionsgruppe (14%) ein niedrigeres Risiko einer erneuten Krankheitsverschlechterung als die Kontrollgruppe (24%; p=0,088) hatte und eine signifikant bessere Einschätzung des Gesundheitszustands im Patienten-Globalurteil (C-HAQ) aufwies (p=0,037).
Im explorativen Studienverlauf (t0–t2) waren signifikante Verbesserungen der Gesamtgruppe zwischen t0–t1 zu beobachten (DMT, Gehen). Zwischen t1–t2 gab es signifikante Steigerungen überwiegend im DMT (außer Rumpfbeuge). Auffallend viele Studienteilnehmer wiesen an t1 (63%) und t2 (58%) hohe Funktionsdefizite im Gehen auf. Ebenso verhielt es sich bei der Ausdauerleistungsfähigkeit.
Schlussfolgerung: Bei Erreichen einer kontrollierten, niedrigen Erkrankungsaktivität kann mithilfe einer individualisierten Sportberatung sicher mit aktivem Sport begonnen und Bewegungsmängel reduziert werden. Obgleich keine statistische Evidenz für den Einsatz einer individualisierten Sportberatung vorliegt, ist die objektive Analyse der Bewegungsabläufe präventiv von Relevanz, da klinisch nicht erkennbare Funktionsdefizite im Gehen durch die 3D-BA erfasst wurden. Anhand von Befragungsergebnissen konnte ein Leitfaden mit Indikationskriterien für verschiedene Sportberatungsarten erarbeitet werden.
Offenlegungserklärung: Studie gefördert durch: Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss.
Literatur
- 1.
- Listing M, Mönkemöller K, Liedmann I, Niewerth M, Sengler C, Listing J, Foell D, Heiligenhaus A, Klein A, Horneff G, Ganser G, Haas JP, Klotsche J, Minden K. The majority of patients with newly diagnosed juvenile idiopathic arthritis achieve a health-related quality of life that is similar to that of healthy peers: results of the German multicenter inception cohort (ICON). Arthritis Res Ther. 2018 May 30;20(1):106. DOI: 10.1186/s13075-018-1588-x
- 2.
- Bös K, Schlenker L, Büsch D, Lämmle L, Müller H, Oberger J, Seidel I, Tittlbach SA. Deutscher Motorik-Test 6-18: (DMT 6-18). Hamburg: Czwalina (Verlag); 2009.
- 3.
- Schwartz MH, Rozumalski A. The Gait Deviation Index: a new comprehensive index of gait pathology. Gait Posture. 2008 Oct;28(3):351-7. DOI: 10.1016/j.gaitpost.2008.05.001