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Kopfschmerzen und hohes CRP – ganz klar RZA!?
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Vorgeschichte: 53-jährige Patientin mit seit 4 Wochen bestehenden frontal und okzipital betonten Kopfschmerzen sowie erhöhten Entzündungsparametern. Vor Symptombeginn fand ein Angelurlaub in Schweden statt. Im Verlauf traten erhöhte Temperaturen bis 38,3°C mit Nachtschweiß auf. Der Blutdruck habe mit 133 mmHg systolisch höher gelegen als gewöhnlich. Stationäre Aufnahme, hier auffällig erhöhte Entzündungsparameter und im Verlauf Verschlechterung der zuvor normalen Nierenfunktion. Blutkulturen negativ, TEE ohne Hinweis für Endokarditis, cCT und cMRT unauffällig. Übernahme der Patientin mit V.a. eine Riesenzellarteriitis (RZA) sowie eine entzündliche Nierenerkrankung.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Frontaler und okzipitaler Kopfschmerz, Krankheitsgefühl, leichtes abendliches Fieber bis 38,3° Celsius, schaumiger Urin.
Diagnostik: Keine entzündlichen Hautveränderungen, keine Hautvaskulitis. Keine Infektsymptomatik. Labor: Hb 6,1 mmol/l, MCH/MCV normwertig, CRP 37,3 mg/l, BSG 116 mm/h, Leukozyten 7,4 Gpt/l, Kreatinin zunächst 196 µmol/l (MDRD-GFR 25 ml/min) im Verlauf nach 3 Tagen 246 µmol/l (MDRD-GFR 19 ml/min). Urin: Albuminurie, tubuläre Proteinurie, etwas Erythrozyturie, keine Akanthozyten, Sonografie Abdomen: kein Harnstau. Immunserologie: ANCA negativ, ANA und ENA Screen negativ, GBM-AK negativ. Erregerdiagnostik: Hanta-Virus-IgM negativ, Hanta-Virus-IgG negativ. Sonografie: Temporalarterien und Axillararterien unauffällig.
Therapie: Keine. Bei fehlenden Hinweisen auf eine entzündlich-rheumatische Erkrankung Überweisung an die Nephrologie.
Weiterer Verlauf: Bei akutem Nierenversagen Grad 4 nach KDIGO Durchführung einer Nierenbiopsie mit Nachweis einer schweren tubulointerstitiellen Nephritis. Aufgrund neu aufgetretener Sehstörungen mit Verschwommensehen ophthalmologische Diagnostik mit Erstdiagnose einer beidseitigen Uveitis anterior. Es wurde die Diagnose eines TINU-Syndroms (TubuloInterstitielle Nephritis mit Uveitis) gestellt und eine Therapie mit Glukokortikoiden eingeleitet.
DD bestand zunächst der V.a. eine Hanta-Virus Infektion (Angelurlaub, interstitielle Nephritis, deutlich zunehmende Inzidenz) und eine RZA (neu aufgetretene Kopfschmerzen, deutlich erhöhte Entzündungsparameter). Beide Erkrankungen konnten ausgeschlossen werden. Die Kombination von tubulointerstitieller Nephritis und Uveitis führte zur Diagnose eines TINU-Syndroms. Ätiopathogenese dieser seltenen entzündlichen Erkrankung ist unklar, ein externe Auslöser und eine autoimmune Pathogenese werden vermutet. Die Prognose ist günstig, meist heilt die Erkrankung wieder aus, oft allerdings mit Defekten an Auge und Niere [1].
Offenlegungserklärung: Es bestehen keine Interessenskonflikte.