Artikel
Myalgien in atypischer Lokalisation – eine PET-CT deckt auf
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
---|
Gliederung
Text
Vorgeschichte: Ein 60-jähriger Patient stellt sich mit ausgeprägten Ganzkörpermyalgien mit Schwerpunkt in der Unterarm- und Unterschenkelmuskulatur, ubiquitären Arthralgien, Raynaud-Syndrom und AZ-Verschlechterung erstmalig vor. Als relevante Nebendiagnose ist ein diskoider Lupus erythematodes vorbekannt. Zum Vorstellungszeitpunkt besteht seit Monaten keine Dauermedikation.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Distal betonte, immobilisierende Myalgien der Unterarm- und Unterschenkelmuskulatur, ubiquitäre Arthralgien, Raynaud-Syndrom, diskoide Plaques (Gesicht, Schultern), AZ-Verschlechterung.
Diagnostik: Laborchemisch zeigten sich ein erhöhter CRP-Wert (13 mg/l) sowie Mi-2 beta- und Pm-Scl75-AK. Die CK war wiederholt normwertig. Sonographisch und im konventionellen Röntgen konnten entzündliche Veränderungen im Bereich der druckschmerzhaften Gelenke ausgeschlossen werden. In der Kapillarmikroskopie zeigte sich mit einer unregelmäßigen Kapillaranordnung, vereinzelten Megakapillaren sowie Einblutungen ein Kollagenose-typischer Befund.
Zur Neoplasiesuche bei Mi-2 beta-Positivität erfolgte die Durchführung einer F18-FDG-PET/CT, bei der sich kein malignomsuspekter Befund ergab. In den Unterarmextensoren (linksbetont) konnte jedoch eine FDG-Mehranreicherung nachgewiesen werden. In der MRT des linken Unterarms ergab sich eine lediglich geringe Signalanhebung in fettgesättigter T2w-Sequenz bei differentialdiagnostisch vorliegendem Ödem ohne korrelierende pathologische Kontrastmittelaufnahme in fettgesättigter T1w.
Elektromyographisch und in einer Muskelbiopsie der Extensorengruppe des linken Unterarms ergab sich ein unauffälliger Befund.
Die anderweitige Neoplasiesuche zeigte sich ohne pathologische Befunde.
Hinweise für eine kardiale sowie pulmonale Mitbeteiligung ergaben sich nicht.
Therapie: Bei V.a. ein Myositis-Ssc-Overlap-Syndrom Einleitung einer Prednisolontherapie (Startdosis 30 mg/d) mit anschließendem Reduktionsschema. Zudem Beginn einer immunmodulierenden Therapie mit MTX 15 mg.
Weiterer Verlauf: Wenige Tage nach Einleitung der Prednisolontherapie berichtete der Patient von einer Reduktion der Myalgien, Arthralgien sowie einer Abheilung der diskoiden Plaques. Laborchemisch ergab sich eine Normalisierung der Entzündungszeichen. Da es unter der Prednisolonreduktion zu einer erneuten Zunahme der Myalgien kam, wurde die Therapie um MTX erweitert und die Prednisolondosis kurzfristig erneut auf 30 mg erhöht.
Im vorliegenden Fall konnten die durch den Patienten anamnestisch beschriebenen atypischen distalen Myalgien in den Unterarmen (linksbetont) durch die FDG-Mehranreicherung in den Extensoren der Unterarmmuskulatur (ebenfalls linksbetont) objektiviert werden. Warum in der MRT des linken Unterarms lediglich ein geringes Ödem im korrelierenden Bereich zu verzeichnen war, bleibt zum aktuellen Zeitpunkt etwas unklar. Eine erhöhte Sensitivität zur Detektion der Myositis durch die FDG-PET-CT erscheint möglich, die wissenschaftliche Datenlage ist diesbezüglich aktuell allerdings unzureichend und bedarf weiterer Exploration.