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ERIN – Register zur Erfassung rheumatischer Immuntherapie-bedingter Nebenwirkungen: Die ersten Erfahrungen
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Einleitung: Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICIs) und andere Immuntherapien haben die Tumortherapie und hiermit die Prognose zahlreicher Malignome in den vergangenen Jahren revolutioniert. Das Nebenwirkungsprofil der ICIs unterscheidet sich von dem konventioneller Tumortherapien. Neben de novo auftretenden auto-inflammatorischer Nebenwirkungen lassen sich Exazerbationen vorbestehender Autoimmunerkrankungen beobachten. Durch unerwünschte Wirkungen am muskuloskelettalen System, den sogenannten rheumatic immune-related adverse events (rh-irAE), spielen ICIs eine immer größere Rolle im rheumatologischen Alltag. Aktuell fehlen evidenzbasierte Daten zur bestmöglichen Behandlung der rh-irAEs. Im März 2024 wurde in München unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und der Rheumaliga das Register zur Erfassung entzündlich-rheumatischer Nebenwirkungen von (Tumor-)Immuntherapien etabliert. Das Register hat zum Ziel, tiefergreifende Erkenntnisse über komplexe Autoimmunphänomene im Rahmen von rh-irAEs zu gewinnen und hierdurch Therapieempfehlungen auszusprechen, Risikogruppen zu identifizieren und die medizinische Versorgung Betroffener zu verbessern.
Methoden: Das Register zur Erfassung rheumatischer Immuntherapie-bedingter Nebenwirkungen (ERIN) ist ein retro- und prospektives, multizentrisches, beobachtendes klinisches Online-Register, das von allen Angehörigen medizinischer Fachkreise genutzt werden kann. Die Eingabe von Daten betroffener Patient:Innen über 18 Jahre kann longitudinal oder nur zu einem Zeitpunkt erfolgen. Aktuell lassen sich Arthritiden, Arthralgien, Tenosynovitiden/Enthesitiden, Vaskulitiden, Myositiden sowie Kollagenose-/Polymyalgia-/Spondylarthritis-/und Sarkoidose-ähnliche Krankheitsbilder klassifizieren. Die erste Auswertung gibt einen demographischen Überblick über die bis dato eingeschlossenen Patient:Innen.
Ergebnisse: Seit der Öffnung des ERIN-Registers im März 2024 wurden 13 Patient:Innen (5/13 weiblich) mit einem medianen Alter von 64 Jahren eingeschlossen. Die häufigsten primären Tumorerkrankungen waren ein malignes Melanom (5/12) und ein Plattenepithelkarzinom (3/12), gefolgt von Urothel- und nicht-kleinzelligen-Lungenkarzinomen (je 2/12). Die Immuntherapie erfolgte bei 7/12 mit Nivolumab, bei je 4/12 mit Ipilimumab und Pembrolizumab, und bei je 1/12 mit anderen ICIs. Bei 10 Patient:Innen wurde eine Arthritis diagnostiziert, bei 3 Patient:Innen eine begleitende Enthesitis und Tenosynovitis. Je ein Patient zeigte ein Spondyloarthritis- und ein Polymyalgia-ähnliches Krankheitsbild. Bei einem Patienten kam es zur Exazerbation einer vorbestehenden entzündlich-rheumatischen Erkrankung.
Schlussfolgerung: Das ERIN-Register ist das weltweit erste Register zur gezielten Erfassung entzündlich-rheumatischer irAEs. Eine Sektoren-übergreifende Zusammenarbeit mit allen Studienzentren ist Voraussetzung für eine umfassende Datenanalyse. Durch Etablierung eines wissenschaftlichen Beirats sollen Qualität und Erkenntnisgewinn des Registers weiter optimiert werden. Eine Einspeisung der Daten in das internationale Side Effect Registry Immuno-Oncology-(SERIO)-Register ist geplant.
Offenlegungserklärung: Keine Angaben.