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Herz unter Druck: Eine Analyse der kardiovaskulären Risikofaktoren bei Rheuma-Patienten im Rahmen der KOMO-R-Studie
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Einleitung: Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland und gerade Patienten mit rheumatischen Erkrankungen haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Aktuelle Richtlinien [1] empfehlen, das kardiovaskuläre Risiko bei Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen mit ähnlichen Interventionen zu behandeln wie in der allgemeinen Hochrisikobevölkerung. Ziel dieser Auswertung ist die Erfassung des kardiovaskulären Risikos, kardiovaskulärer Begleiterkrankungen und kardiovaskulärer Therapien von Patienten in ambulanter rheumatologischer Behandlung.
Methoden: Die prospektive KOMO-R-Studie rekrutierte ambulante Patienten mit rheumatischen Erkrankungen (Abteilung Rheumatologie, Klinikum Nürnberg) und randomisierte sie zu einer Intervention mit Informationen über Komorbiditäten oder einer Kontrollgruppe mit Standardversorgung. Wir berichten hier über die Ergebnisse aus den Basisdaten dieser Studie. Die Datenerhebung umfasste die von der EULAR [2] vorgeschlagene Erfassung kardialer Ereignisse, kardiovaskulärer Risikofaktoren und kardiovaskulärer Therapien.
Ergebnisse: 200 Patienten wurden eingeschlossen, 199 Datensätze waren vollständig (63,3% weiblich, Durchschnittsalter 57,4±16,3 (SD) Jahre). Im Durchschnitt war das Patientenkollektiv übergewichtig (BMI von 27,3±5,8 (SD) kg/m2); 15,6% waren Raucher, 20,6% Ex-Raucher. In Bezug auf Komorbiditäten hatten 49,7% der Patienten bei Studieneinschluss die Diagnose einer arteriellen Hypertonie und erhielten hierfür blutdrucksenkende Medikamente. 17,6% hatten eine bekannte Hypercholesterinämie und waren auf eine lipidsenkende medikamentöse Therapie eingestellt. Etwa jeder zehnte Patient (11,6%) hatte ein kardiovaskuläres Ereignis in der Vorgeschichte. 8% der Studienteilnehmer waren Typ2 Diabetiker. In Bezug auf den HeartScore2/HeartScore2-OP hatte die Mehrheit der Patienten ein hohes (45,1%) oder sehr hohes (21,4%) kardiovaskuläres Risiko. 4,9% der Patienten der Hochrisikogruppe hatten einen LDL-Wert im Zielbereich1 unter 70 mg/dl. 5,1% der Patienten mit sehr hohem kardiovaskulärem Risiko waren im LDL Zielbereich1 unter 55 mg/dl. Ein Großteil der Studienkohorte (55,3%) wies bei mindestens den letzten beiden aufeinanderfolgenden Besuchen hypertensive Blutdruckwerte auf (37,2% Grad 1, 13,1% Grad 2, 5% Grad 3). 38,2% dieser Patienten erhielten keine Therapie gegen ihre wahrscheinliche arterielle Hypertonie.
Schlussfolgerung: Über 66% der Studienteilnehmer wiesen ein hohes oder sehr hohes kardiovaskuläres Risiko auf, unabhängig vom zusätzlichen Risiko durch ihre rheumatische Erkrankung. Eine optimierte interdisziplinäre Betreuung für bessere Kontrolle kardiovaskulärer Risiken wird benötigt.
Offenlegungserklärung: Diese Studie wurde durch Galapagos unterstützt.
Vanessa Bartsch: Keine angegeben, Kathrin Standfest: Keine angegeben, Johannes Knitza: Keine angegeben, Georg Schett: Keine angegeben, Axel Hueber: Keine angegeben.
Tabelle 1 [Tab. 1]
Literatur
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- Visseren FLJ, Mach F, Smulders YM, Carballo D, Koskinas KC, Bäck M, Benetos A, Biffi A, Boavida JM, Capodanno D, Cosyns B, Crawford C, Davos CH, Desormais I, Di Angelantonio E, Franco OH, Halvorsen S, Hobbs FDR, Hollander M, Jankowska EA, Michal M, Sacco S, Sattar N, Tokgozoglu L, Tonstad S, Tsioufis KP, van Dis I, van Gelder IC, Wanner C, Williams B; ESC National Cardiac Societies; ESC Scientific Document Group. 2021 ESC Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice. Eur Heart J. 2021 Sep 7;42(34):3227-337. DOI: 10.1093/eurheartj/ehab484
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- Baillet A, Gossec L, Carmona L, Wit Md, van Eijk-Hustings Y, Bertheussen H, Alison K, Toft M, Kouloumas M, Ferreira RJ, Oliver S, Rubbert-Roth A, van Assen S, Dixon WG, Finckh A, Zink A, Kremer J, Kvien TK, Nurmohamed M, van der Heijde D, Dougados M. Points to consider for reporting, screening for and preventing selected comorbidities in chronic inflammatory rheumatic diseases in daily practice: a EULAR initiative. Ann Rheum Dis. 2016 Jun;75(6):965-73. DOI: 10.1136/annrheumdis-2016-209233