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Häufigkeit, Diagnose und Management der Riesenzellarteriitis in Deutschland – Datenbankanalyse von Versichertendaten
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Einleitung: Für die Riesenzellarteriitis (RZA) ist ein Nord-Süd-Gefälle mit der höchsten Inzidenz und Prävalenz in Skandinavien beschrieben. Aus Deutschland liegen allenfalls alte und regionale Daten mit niedriger Inzidenz und Prävalenz vor. Diese Analyse stellt aktuelle, für Deutschland repräsentative Daten vor.
Methoden: Analysiert wurde im Querschnitt eine für die deutsche Bevölkerung repräsentative Stichprobe von 4,8 Millionen Versicherten aus der InGef (Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH) -Forschungsdatenbank, die anonymisierte Längsschnittdaten von mehr als 60 gesetzlichen Krankenversicherungen enthält. Einschlusskriterien waren Alter >50 Jahre zum 01.01. eines jeden Studienjahres, kontinuierlicher Versicherungsstatus in einer Basisperiode von 3 Jahren und in den darauffolgenden 8 Quartalen für die longitudinale Analyse. Für die Inzidenzanalysen durften die ICD-Codes M31.5 (RZA bei Polymyalgia rheumatica) und M31.6 (sonstige RZA) noch nicht in der Basisperiode kodiert worden sein. Die Ergebnisse wurden zusätzlich auf die deutsche Bevölkerung extrapoliert.
Ergebnisse: Je 1,7 Millionen Versicherte erfüllten für die Jahre 2018–2021 die Ein- und Ausschlusskriterien. Tabelle 1 [Tab. 1] nennt Inzidenz und Prävalenz. Die inzidenten Patienten waren 73,3 (SD +8,8), die prävalenten Patienten 76,0 (+SD 9,0) Jahre alt. 63,9% der inzidenten und 67,8% der prävalenten Patienten waren weiblich. Die Diagnose wurde in 63,8% ambulant gestellt, davon am häufigsten im hausärztlichen Bereich (52%), durch Rheumatologen (13%) und durch Ophthalmologen (8%). Es wurden 18% nach ambulanter und 11% nach stationärer Diagnosestellung zu Rheumatologen überweisen und dort behandelt. Hausärzte verordneten am häufigsten die Medikation, gefolgt von Rheumatologen. Glukokortikoide erhielten 13,3% <25 Wochen, 40,8% für >25–52 Wochen, 31,6% für >52–104 Wochen und 14,4% für >104 Wochen. Methotrexat wurde bei 21,1% (2018) bis 26,7% (2020) und Tocilizumab bei 11,4% (2018) bis 14,1% (2020) der Patienten verschrieben. 32,2% der inzidenten, jedoch nur 9,0% der prävalenten Patienten mussten innerhalb eines Jahres eine Notaufnahme aufsuchen. Tabelle 2 [Tab. 2] nennt wichtige Komorbiditäten der prävalenten Patienten.
Schlussfolgerung: Entgegen bisheriger Auffassung ist Deutschland eines der Länder mit der höchsten Inzidenz und Prävalenz der RZA. Weniger als ein Drittel der Patienten werden bisher durch Rheumatologen diagnostiziert und behandelt. Relevante Komorbiditäten sind häufig.
Offenlegungserklärung: WAS: Als Referent tätig für für Abbvie, Amgen, Bristol Myers Squibb, Chugai, GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson, Medac, Novartis, Roche, UCB; Beraterhonorare für Abbvie, Amgen, Fresenius Kabi, GlaxoSmithKline, Novartis, Sanofi; Forschungsgelder als Principal Investigator für Abbvie, GlaxoSmithKline, Novartis, Sanofi.
MA, PL, DO: Mitarbeiter InGef - Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH.
DH: Mitarbeiter WIG2 - Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung.
KT, MF, FK, HN, AK: Mitarbeiter Novartis GmbH.
NV: Als Referent tätig für AbbVie, AstraZeneca, BMS, Boehringer-Ingelheim, Chugai, Celgene, GSK, Novartis, Pfizer, Janssen, Roche, UCB, Vifor. Beraterhonorare von AbbVie, AstraZeneca, Boehringer-Ingelheim, GSK, Novartis, Pfizer, Janssen, Roche, UCB, Vifor. Forschungsgelder von AbbVie, Medac, Novartis, Pfizer.