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Potentielle Einflussfaktoren auf die Entwicklung von opportunistischen Pilzinfektionen bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Einleitung: Opportunistische Pilzinfektionen (OPI) sind seltene, aber lebensbedrohliche Infektionen bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis (RA) [1]. Die Datenlage zu Inzidenz und Risikofaktoren ist aufgrund kleiner Fallzahlen und uneinheitlicher Diagnosekriterien in Studien begrenzt. Ziel dieser Studie war daher, Zusammenhänge zwischen demographischen und klinischen Merkmalen, RA-Therapien und der Entwicklung von OPI bei RA-Patient:innen zu untersuchen.
Methoden: Die dem Biologikaregister RABBIT zwischen 05/2001 und 12/2022 gemeldeten Pilzinfektionen wurden als opportunistisch gewertet, wenn sie den Konsensdefinitionen von Winthrop et al. [2] entsprachen oder eine Ösophagitis verursachten. Diese Fälle wurden 1:5 zu Patient:innen ohne Pilzinfektion nach Alter (± 3 Jahre) und Einschlussjahr (± 1 Jahr) gematcht. Zusammenhänge zwischen der Entwicklung von OPI und demographischen und klinischen Charakteristika bei der letzten Visite vor Pilzdiagnose (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) wurden mittels multivariater logistischer Regression untersucht. Dabei wurden Geschlecht, Rauchstatus, Krankheitsdauer, Glucocorticoide (GC), Krankheitsaktivität (DAS28-BSG), Summe relevanter Komorbiditäten (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]), b/tsDMARD-Therapie, Anzahl der Vortherapien und Art der Einrichtung analysiert. Fehlende Werte wurden mittels Mehrfachimputation ersetzt.
Ergebnisse: Von 20.907 RA-Patient:innen mit einer Gesamtbeobachtungszeit von 101.778 Patient:innenjahren (PJ) entwickelten 105 eine opportunistische Pilzinfektion (Inzidenzrate: 1,03/1.000 PJ). Davon waren 60% Infektionen mit Candida spp., 20% mit Pneumocystis jirovecii, 7% mit Aspergillus spp. und 13% mit einem unbekannten Pilz. Neunzehn Patient:innen starben an oder mit der Infektion (18% aller OPI und 34% der 56 invasiven OPI). Höhere Krankheitsaktivität (OR 1,18; 95% KI: 1,01–1,37 pro DAS28 BSG Punkt), eine tägliche Prednisolon-Äquivalentdosis von >5 mg (OR 2,11; 95% KI: 1,16–3,82), (Ex)Rauchen bei Männern (OR für (Ex-)Raucher vs. Nie-Raucherinnen: 2,69; 95 % KI: 1,58–4,59), eine höhere Anzahl relevanter Komorbiditäten (OR 1,62; 95% KI: 1,29–2,03 pro zusätzlicher Komorbidität) und die Art der behandelnden Einrichtung (OR für Klinik vs. Praxis: 1,39; 95% KI: 1,00–1,92) waren mit einer höheren Chance eine OPI zu entwickeln assoziiert (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Schlussfolgerung: Unsere Studie unterstreicht die Seltenheit von OPI bei RA-Patient:innen, zeigt jedoch eine beachtliche Mortalität. Die Entwicklung von OPI war mit höherer Krankheitsaktivität, Einnahme von GC >5 mg/d, (Ex-)Rauchen bei Männern und mehr relevanten Komorbiditäten assoziiert. Weitere Forschung ist unerlässlich, um den Einfluss unterschiedlicher DMARDs und kausale Zusammenhänge zu untersuchen.
Literatur
- 1.
- Vallabhaneni S, Chiller TM. Fungal Infections and New Biologic Therapies. Curr Rheumatol Rep. 2016 May;18(5):29. DOI: 10.1007/s11926-016-0572-1
- 2.
- Winthrop KL, Novosad SA, Baddley JW, Calabrese L, Chiller T, Polgreen P, Bartalesi F, Lipman M, Mariette X, Lortholary O, Weinblatt ME, Saag M, Smolen J. Opportunistic infections and biologic therapies in immune-mediated inflammatory diseases: consensus recommendations for infection reporting during clinical trials and postmarketing surveillance. Ann Rheum Dis. 2015 Dec;74(12):2107-16. DOI: 10.1136/annrheumdis-2015-207841