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[68Ga]Ga-DOTA-Siglec-9-PET/CT zur Untersuchung entzündlicher Prozesse bei Polymyalgia rheumatica
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Veröffentlicht: | 18. September 2024 |
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Einleitung: Die Polymyalgia rheumatica (PMR) ist die häufigste entzündliche rheumatologische Erkrankung im höheren Lebensalter. Die Positronenemissionstomographie-Computertomographie (PET/CT) mit [18F]FDG kann eine erhöhte Aufnahme der Schulter- und Hüftgelenke nachweisen, zeigt jedoch eine geringe Spezifität für Inflammation. Neue Radiotracer wie [68Ga]Ga-DOTA-Siglec-9 könnten die Beurteilung von entzündlichen Veränderungen in der PMR verbessern. Sialic acid-binding immunoglobuline-like lectin-9 (Siglec-9) ist der Ligand des vascular adhesion protein 1 (VAP-1), eines endothelialen Adhäsionsmoleküls, das durch inflammatorische Stimuli an die Zelloberfläche verlagert wird. Unsere Studie untersucht erstmals die diagnostische Wertigkeit des [68Ga]Ga-DOTA-Siglec-9-PET/CT bei Patienten mit Polymyalgia rheumatica.
Methoden: Patienten mit Schulter- und Beckengürtelschmerzen und Diagnose einer PMR wurden mittels [68Ga]Ga-DOTA-Siglec-9-PET/CT untersucht. Begleitend erfolgte eine klinische und laborchemische Evaluation. Mittels Pearson-Korrelationsanalyse wurden Zusammenhänge zwischen der relativen Traceraufnahme im Bereich von Schulter- und Beckengürtel und der Prednisolon-Dosierung sowie den C-reaktiven Protein (CRP)-Werten eruiert.
Ergebnisse: In der prospektiven Analyse wurden acht Patienten mit PMR untersucht. Die [68Ga]Ga-DOTA-Siglec-9-PET/CT Bildgebung offenbarte eine verstärkte Tracerakkumulation im Schulter- und Beckengürtelbereich (Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Pearson-Korrelationsanalyse ergab eine signifikante negative Assoziation zwischen der Prednisoloneinnahme der letzten 7 Tage und dem Traceruptake in der Schulterregion (r = -0,775, p = 0,024), während kein signifikanter Zusammenhang zwischen Prednisoloneinnahme und Traceruptake in der Beckenregion (r = -0,486, p = 0,222), sowie zwischen CRP-Werten und Traceruptake in Schulter (r = -0,516, p = 0,190) und Becken (r = 0,275, p = 0,510) festgestellt wurde. Nebenbefundlich zeigte sich bei der Hälfte der Patienten ein erhöhter Traceruptake der Aorta und Arteria subclavia, vereinbar mit einer Riesenzellarteriitis (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Schlussfolgerung: Diese Studie ist die erste Untersuchung, die die [68Ga]Ga-DOTA-Siglec-9-PET/CT Bildgebung bei der PMR evaluiert. Die erhöhte Tracerakkumulation in den von PMR betroffenen Regionen, sowie die Assoziation von Prednisoloneinnahme und vermindertem relativen Traceruptake, weist auf eine schnelle, therapieinduzierte, endotheliale Clearance von VAP-1 hin. Die zusätzliche Beobachtung eines erhöhten Traceruptakes in Projektion auf die Aorta und Arteria subclavia unterstreicht das Potenzial des [68Ga]Ga-DOTA-Siglec-9 Radiotracers nicht nur in der präzisen Identifizierung entzündlicher Prozesse bei PMR, sondern auch in der Abbildung einer möglichen konkordant auftretenden Riesenzellarteriitis. Folglich könnte das [68Ga]Ga-DOTA-Siglec-9-PET/CT eine wertvolle Ergänzung im diagnostischen Algorithmus zur Darstellung aktiver Entzündungsprozesse bei PMR darstellen.