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Dorsal root ganglion stimulation (DRG-S) bei einer Patientin mit Ehlers-Danlos-Syndrom
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Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
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Einleitung: Die Ehlers-Danlos-Syndrome (EDS) sind eine Gruppe angeborener, vererbbarer Bindegewebserkrankungen, welche mit einer Bildungsstörung des Prokollagens einhergehen. Nach der aktualisierten internationalen Klassifikation von 2017 werden 13 Subtypen der seltenen Erkrankung unterschieden. Es kann ähnlich wie bei rheumatischen Erkrankungen zu chronischen Gelenk-und Wirbelsäulenschmerzen kommen. Wir berichten über eine 50-jährige Patientin mit linksseitigen neuropathischen Schmerzen nach Wurzelläsion L5 mit residualer Fußheberparese und Z.n. mehreren Voroperationen (u.a. Implantation einer Bandscheibenprothese L4/5 wegen eines Bandscheibenprolaps, Pedikelfraktur L4/5 links, Spondylodese L4-S1). Anamnestisch ist ein Ehlers-Danlos-Syndrom Typ 3 (hypermobiler Typ) bekannt.
Methoden: Nach Austestung mittels lokaler Ropivacain-Infiltrationen wurden zwei achtpolige Epiduralelektroden (DRG-Elektroden) zur permanenten Stimulation der Spinalganglien und Spinalwurzeln L4/5 und L5/S1 links perkutan implantiert. Nach erfolgreicher Testphase wurde der batteriegetriebene Generator links gluteal eingesetzt.Postoperativ war die Schmerzsymptomatik deutlich gebessert, so dass die bisherige Opiateinnahme, welche mit Tagesmüdigkeit assoziiert war, reduziert werden konnte. Die dorsal root ganglion stimulation (DRG-S, Spinalganglionstimulation) wird eingesetzt bei chronischen Schmerzen mit neuropathischem Charakter. Sie funktioniert ähnlich wie die bekanntere spinal cord stimulation (SCS) mit dem Unterschied, dass die Elektrode nicht auf das Rückenmark, sondern auf das schmerzverursachende Spinalganglion, gelegt wird.
Die Elektrode sendet ein elektrisches Signal aus, das die Schmerzweiterleitung reduziert oder ganz verhindert, bevor es über das Rückenmark an das Gehirn geleitet wird. Die Schmerzursache wird damit nicht therapiert.
Ergebnisse: Den Patienten ermöglicht diese Behandlung eine relevante Schmerzunterdrückung, so dass alltägliche sowie sportliche Aktivitäten wieder möglich sind, und sich die Lebensqualität dementsprechend verbessert. Im Unterschied zu operativen Maßnahmen ist, falls notwendig, der gesamte Eingriff reversibel.
Schlussfolgerung: Diese Therapieform eignet sich auch für selektive Patienten mit entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen, welche häufig an Wirbelsäulenerkrankungen leiden. Somit kann eine orthopädische bzw. neurochirurgische konsilarische Vorstellung sinnvoll sein.
Offenlegungserklärung: kein Interessenkonflikt.